INSPIRATION: Im 3. Teil des Interviews geht Fritz Simon ausführlicher auf die Vorteile von Familienunternehmen ein. Spannende Unterscheidung: In Familien werden Personenprobleme, in Unternehmen Sachprobleme gelöst. Und in Familienunternehmen?
Da lassen sich diese beiden Probleme nicht trennen. In Kapitalgesellschaften geht es in erster LInie um Sachprobleme, und wenn die Aktionäre nicht zufrieden sind mit der Art und Weise, wie die bezahlten Manager diese lösen, dann entlassen sie sie oder verkaufen das Unternehmen bzw. ihre Anteile. Also müssen die Manager alle drei Monate nachweisen, wo das Unternehmen steht. Ob das den Eignern reicht, wissen sie nicht.
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In Familienunternehmen ist die Kopplung zwischen Eigentümern und Unternehmen deutlich fester. Hier müssen die handelnden Personen beide Seiten berücksichtigen, also Sach- und Personenprobleme im Auge behalten. Die Balance zwischen beiden ist wichitg.
Wobei es ein Denkfehler ist zu glauben, dass in Kapitalgesellschaften deshalb rationale und in Familienunternehmen eher irrationale Entscheidungen getroffen werden. Den Familienunternehmern ist meist bewusst, dass es eben nicht immer rational zugeht, sondern es neben der betriebswirtschaftlichen Perspektive noch eine weitere gibt, die es zu berücksichtigen gilt. Was zu einem dauerhaften Konflikt zwischen den beiden Rationalitäten führt – und damit das Erfolgsgeheimnis der Familienunternehmen darstellt. Und zwar deshalb, weil sie geübt darin sind, diesen Konflikt immer wieder auf’s Neue auszutragen, von Situation zu Situation zu entscheiden, was gut für die Familie UND gut für das Unternehmen ist. Deshalb denken sie langfristiger und sind letztlich oft erfolgreicher.
Das ist nicht so neu, und vermutlich hätte ich dieses Interview gar nicht aufgegriffen, wenn am Ende nicht die Frage nach neuen Unternehmenskonzepten aufgetaucht wäre. Fritz Simon bestätigt, dass die die Formen der Selbstorganisation durchaus geeignet sind, Personen- und Sachorientierung besser miteinander in Einklang zu bringen. Ist ja nachvollziehbar: Wenn mehr Menschen in Entscheidungsprozesse eingebunden sind bzw. deren Interessen berücksichtigt werden müssen (ähnlich wie in Unternehmen, hinter denen eine große Familie steht), dann geht es eben nicht nur um die betriebswirtschaftliche Sicht.
Aber Simon äußert sich auch skeptisch, was die Vorstellung von Hierarchie-losen oder zumindest -armen Organisationen betrifft. Die Selbstorganisationsmodelle könnten ja nur realisiert werden, wenn sie von der Hierarchie angeordnet und organisiert werden.
Das mag stimmen, wenn man von einer hierarchischen Organisation aus startet. Natürlich muss so etwas von oben gewollte sein. Aber ist nicht denkbar, dass Menschen sich zusammenschließen und erst gar keine Hierarchie etablieren, sondern gleich in selbstorganisierten Strukturen starten?