INSPIRATION: Kürzlich saß ich beim Leiter einer sozialen Einrichtung, dabei ging es darum, wie er als Arbeitgeber an geeignete Mitarbeiter kommt und wie er diese an sein Unternehmen binden kann. Die Antworten darauf haben etwas mit der Generation YZ zu tun und finden sich in einem spannenden Interview mit zwei SAP Managern.
Aber erst mal zur Generation der jungen Leute, die um die Jahrtausend-Wende geboren wurden. Was auch immer man über sie liest, einige Aussagen sind in der Regel deckungsgleich: Sie suchen auf der einen Seite Sicherheit, da scheint sich nicht wirklich viel im Laufe der Generationen geändert zu haben. Ihr Privatleben ist ihnen wichtig, vielen geht Familie vor Beruf. Was dazu führt, dass man sie auch nicht mehr so einfach mit Karriereaussichten locken kann (Erst das Vergnügen, dann die Arbeit).
Wobei ich hier eher bei dem SAP-Manager bin, der glaubt, dass vieles mehr dem Zeitgeist als dem Alter der Menschen geschuldet ist. Menschen jeden Alters sehnen sich danach, mehr Zeit für ihre Familie und Freunde zu haben, nur scheinen die jungen Menschen dies viel selbstverständlicher einzufordern. Das gilt offenbar auch für das nächste Bedürfnis: Sie möchten etwas Sinnvolles leisten – klingt ebenfalls nicht wirklich neu, auch wenn viele Menschen der Vorgänger-Generationen dazu nicht immer die Möglichkeit hatten und vielleicht deshalb auch nicht selbstbewusster entsprechende Forderungen gestellt haben.
Jüngere Bewerber treten offenbar ganz anders auf. In dem Interview mit dem SAP-Deutschlandchef (Solange Alexa meine Witze versteht…) erzählt dieser, dass er manches Mal schon perplex sei. Da wird bereits im Einstellungsinterview mitgeteilt, dass man Dienstagnachmittag in der Gaming Community beschäftigt sei und deshalb da nicht arbeiten könne. Oder bei einem Angebot für den nächsten Karriereschritt die Antwort bekommt, man baue gerade ein Haus, deshalb passe es im Moment nicht. Man könne sich ein zwei oder drei Jahren darüber noch mal unterhalten.
Dieses Selbstbewusstsein ist es vielleicht, das den tatsüchlichen Unterschied bei den Generationen ausmacht. Hätte ich im Einstellungsinterview gesagt, dass ich am Mittwochnachmittag Kinder im Sportverein trainiere und deshalb in dieser Zeit nicht arbeiten könne, wäre das wohl das ein K.O.-Kriterium gewesen. Und tatsächlich habe ich einmal auf ein Angebot, „Karriere“ zu machen, erwidert, dass es mir auf der jetzigen Stelle eigentlich besser gefällt. Die Reaktion: „Dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie nie wieder gefragt werden.“
Die Konsequenz für Arbeitgeber? Eine sehr interessante Antwort geben die beiden SAP-Manager: „Wir müssen mehr auf das zutiefst Menschliche achten…“ Eine weise Erkenntnis. Bei SAP geht man darauf offenbar ein, es gibt Kurse zur Achtsamkeit und zur Stärkung von Kreativität und Intuition, die Mitarbeiter lernen abzuschalten und zu meditieren. Die Resonanz auf das Angebot war offenbar überwältigend.
Die andere Konsequenz ist ebenso zwingend: Arbeitgeber müssen viel flexibler werden. Sie erwarten ja auch viel Flexibilität von ihren Mitarbeitern. Allerdings gibt es kaum „Lösungen von der Stange“. Mein Gesprächspartner der sozialen Einrichtung erklärte mir, dass die Mitarbeiter in seinem Haus im Schichtbetrieb arbeiten müssen, so etwas wie ein Homeoffice könne er nicht bieten. Es sei zudem höchst schwierig, Teilzeit einzuführen, weil das bei den Schichtplänen häufig mit den Interessen der betreuten Menschen kollidiert. Aber sie hätten dort, wo Mitarbeiter dies wünschten, bisher immer individuelle Lösungen gefunden.
Genau diese Art von Flexibilität dürfte gerade großen Unternehmen schwerfallen, die für alles ihre Regeln und Vorschriften haben. Das Umdenken hat aber offenbar eingesetzt.