3. Februar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Elektronische Ethikwächter

KRITIK: Angeblich müssen sich Unternehmen immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um Mitarbeiter für Compliance zu sensibilisieren. Zum Beispiel mit Spielen. Oder auch mit elektronischen Nachrichten. Wobei es dann schon schräg wird. Aber der Reihe nach.

Egal wie sehr man sich bemüht, dass sich in einem Unternehmen alle an die Regeln halten – einige wenige wird es immer geben, die dagegen verstoßen. Weil ihnen die eigenen Interessen dann doch wichtiger sind. Oder die Verlockungen zu groß. Oder warum auch immer. Zwischen einem und fünf Prozent der Mitarbeiter sollten laut dem Beitrag im Handelsblatt (Sauber bleiben) dazugehören.

Auf der anderen Seite gibt es die Hochanständigen, die sich konsequent an geschriebene und ungeschriebene Vorschriften halten. Das sollen zwischen 10 und 20 Prozent sein. Wie der Rest sich verhält, das hängt stark davon ab, wie die Kultur im Unternehmen ist. Hätten Sie’s gedacht? Also lautet die unerwartete Ratschlag: Das Management und die Führungskräfte sollten Vorbild sein. Wenn der Chef mit dem Kunden ins Sterne-Restaurant geht und der Kunde zahlt, dann wird der Vertriebler kaum die Flasche Rotwein zum Jahresende ausschlagen.

Bleiben zwei Fragen: Wie kriegt man die Führungskräfte dazu, sich so zu verhalten? Die Antworten: Schulungen (deren Effekt allerdings schnell verfliegt), Informationen (bei der Metro gibt es eine „Ethik-Ampel“, da kann man das „Geschenk“ eingeben und schauen, ob die Ampel auf Rot steht), Brettspiele (ganz im Ernst: Bei der Metro wurde ein Brettspiel für Führungskräfte entwickelt, das diese„für die Graubereiche im Geschäftsleben“ sensibilisieren soll – hier „Serious Moral Games“ genannt) – und Nudging.

Sicher schon mal gehört: Das sind die kleinen „Schubser“, die Menschen in die richtige Richtung lenken sollen und die von Verhaltensökonomen entwickelt wurden. Das besonders Raffinierte dabei:  Die moderne Technik soll dabei helfen. Also wenn der Vertriebler zum Kunden unterwegs ist, dann bekommt er eine SMS, die ihn daran erinnert, dass er in dieser vorweihnachtlichen Zeit keine Geschenke annehmen darf. Besser noch: Wenn sich der Mitarbeiter einem Sterne-Restaurant nähert, erkennt das sein Diensthandy und es erscheint vorsorglich auch eine Warnung. Und wenn er auf eine Messe fährt, dann kommt der Hinweis, dass Preisabsprachen verboten sind.

Ein elektronischer Ethikwächter sozusagen. Natürlich lassen sich diese Gedankenspiele noch ausweiten. Die Smartphones erkennen ja jeden Ort, an dem wir uns befinden. Dann kann man ja in Zukunft leicht erkennen, wenn der Mitarbeiter sich während der Incentive-Reise einem Bordell nähert und ihm am besten gleich die Kreditkarte sperren.

Seltsame Ideen? Die Experten in dem Beitrag sind auch nicht wirklich überzeugt, dass diese Kontrollmechanismen der Weisheit letzter Schluss sind. Sie erinnern an den Film Minority Report, in dem Verbrechen sozusagen prophylaktisch unterbunden werden. Wäre ein Modell zur Selbst- und Fremdkontrolle, oder? Ihr Handy erkennt, wenn Sie eigentlich abnehmen wollen, aber sich dem Kühlschrank nähern, und warnt sie. Oder wenn Ihr Partner dabei ist, in eine Single-Bar zu gehen, taucht Ihr Foto auf seinem Display mit warnendem Zeigefinger auf…

Noch mal im Ernst: Ich glaube, Sie können sich all das schenken. Wenn die Unternehmensleitung ethisch vertretbare Entscheidungen trifft und bei Verstößen gegen Regeln konsequent reagiert, wird die Quote derer, die dazu tendieren, die Regeln zu brechen, deutlich sinken. Die Anständigen werden sich im Unternehmen wohl fühlen und der Rest wird den Vorbildern folgen. Einfach? Ziemlich…

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