19. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Politische Äußerungen

KRITIK: Da kann ich mich tatsächlich aufregen. Was ist das denn für eine Frage – sollen oder dürfen sich Manager zu politischen Themen äußern? Natürlich dürfen sie – wie jeder andere auch.

Die Frage wird in der Wirtschaftswoche diskutiert (Haltung lohnt sich). Anlass sind die klaren Aussagen amerikanischer Manager zu Entscheidungen der Vertreter im weißen Haus, und die Äußerungen sind in der Tat ziemlich deutlich. Ist das bemerkenswert? Sicher, denn es dreht sich bei den Themen keineswegs nur um Wirtschaftsthemen. Sich zu solchen zu äußern, fällt Managern nicht schwer. Schon immer haben sich Manager eingemischt, wenn es um politische Entscheidungen ging, die die Wirtschaft direkt betreffen, etwa bei der Steuerpolitik.

Aber was ist mit Diskrimierung von Ausländern? Mit der Hochzeit gleichgeschlechtlicher Partner? Darf ein Unternehmenslenker sich auch hierzu äußern? Und mal wieder typisch: Die Wissenschaft stellt Untersuchungen an nach dem Motto „Was denkt der Kunde, wenn sich ein Topmanager politisch äußert? Kauft er weiterhin die Produkte oder wechselt er die Marke, wenn ihm die politische Meinung nicht passt?“

Ergebnis: Die Kunden, die der gleichen Meinung sind, werden treuer als zuvor zur Marke stehen, die anderen dann wohl eher nicht. Na sowas, da staunen wir aber wieder.

Bedeutet wohl: Ein Top-Manager sollte sich nur dann zu einem aktuellen Thema äußern, wenn er sicher ist, dass die Mehrheit seiner Kunden die gleiche Meinung vertritt. Ansonsten sollte er lieber die Klappe halten. „Wer nichts sagt, gewinnt zwar keine Fans – er verliert aber auch keine Kunden.“ (Haltung lohnt sich) Haltung lohnt sich also nur unter bestimmten Rahmenbedingungen.

Es ist also doch nicht so einfach mit dem Bekenntnis zu wichtigen gesellschaftlichen Themen. Wer sich einer gewissen Prominenz erfreut, der muss sich überlegen, ob er seiner „Marke“ schadet, wenn er sich zu seiner Haltung bekennt. Aber müssen wir das nicht alle? Wenn wir uns als Fan eines Fußball-Clubs „outen“, könnten uns „Freunde“ die Freundschaft kündigen. Wenn wir eine polititsche Ansicht äußern, ebenfalls.

Bei „Prominenten“ ziehen solche „Bekenntnisse“ eben größere Kreise. Und dann verliert man vielleicht nicht nur Fans oder Kunden, sondern muss sich auch von den Anteilseignern Vorwürfe anhören oder die Ansage, sich doch tunlichst zurückzuhalten, weil man schließlich keinen wirtschaftlichen Schaden erleiden möchte.

Also doch lieber die Klappe halten? Keine gute Idee, finde ich. Wer eine fundierte Meinung zu einem Thema hat, sollte sich dazu äußern. Es passt irgendwie nicht, wenn erfolgreiche Menschen sich nicht trauen zu sagen, was sie denken – egal, ob das politische oder gesellschaftliche Themen betrifft. Und so lange sie nicht zum Hass gegen andere aufrufen sehe ich auch nicht das Risiko, dass sie ihrem Unternehmen schaden – im Gegenteil, ich glaube, der Mut wird Anerkennung finden.

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