PRAXIS: Im Idealfall ist in jeder Organisation völlig klar, wer welche Entscheidung trifft bzw. treffen darf. Aber das ist in der Tat der Idealfall. Bei dieser Gruppenübung klären die Teammitglieder anhand von Fallbeispielen, wie die Entscheidungsprozesse geregelt sind. Der Ablauf im Einzelnen:
- Sammeln von konkreten Entscheidungssituationen. Das muss nicht im Workshop selbst geschehen, sondern kann nach Erläuterung im Vorfeld passieren, zum Beispiel durch einen gemeinsamen Ordner, in dem alle Fälle abgelegt werden. Die Situationen sollten von ganz einfachen Fällen bis zu komplexen Entscheidungen streuen.
- Im Workshop wird das Entscheidungskontinuum nach Wunderer vorgestellt. Es bewegt sich auf einer Skala von 1 (Führungskraft entscheidet) bis 7 (die Gruppe entscheidet). Dazwischen liegen 2 (Führungskraft entscheidet und begründet), 3 (Führungskraft entscheidet, stellt sich aber den Fragen), 4 (Führungskraft entscheidet nach Konsultation der Gruppe), 5 (die Gruppe entwickelt Vorschläge, die Führungskraft entscheidet) und 6 (die Führungskraft gibt den Entscheidungsspielraum vor, die Gruppe entscheidet.)
Das Kontinuum wird auf dem Boden mit einzelnen Blättern von 1 bis 7 gekennzeichnet. - Die einzelnen Fälle werden den einzelnen Stufen des Kontinuums zugeordnet, also die Frage beantwortet: „Wie wird ein solcher Fall bisher in unserem Team entschieden?“ Dabei sollte immer dann, wenn ein Fall bei 1 und 7 landet, die Begründung kurz besprochen werden – es könnten hier besonders negative oder positive Erfahrungen eine Rolle spielen.
In einer zweiten Runde stellen sich die Mitglieder des Teams auf der Bodenskala so auf, wie die jeweilige Entscheidung in Zukunft getroffen werden sollte und begründen kurz ihre Position. Dann wird dazu ein Beschluss herbeigeführt und dieser dokumentiert. - Zum Abschluss werden die Erkenntnisse aus dem Workshop allgemein reflektiert: Wo stehen wir mit unserem Entscheidungsverhalten? Finden wir eine Systematik für unsere Entscheidungen? Was machen wir in Zukunft bei unklaren Entscheidungssituationen?
Schließlich wird ein Termin festgelegt, an dem man die Erfahrungen mit den Beschlüssen reflektieren wird. - im Reflexionsmeeting wird besprochen, wo die vereinbarten Entscheidungen gut bzw. weniger gut funktioniert haben und welche Anpassungen zu treffen sind. Hier ist vor allem die Frage spannend, wie mit Fehlern bwz. „Fehlentscheidungen“ umzugehen ist.
(nach Härri/Orths: Klarheit durch Fallarbeit, managerSeminare 2/2018, S.80-83)
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