INSPIRATION: Im Nachhinein lässt sich vermutlich immer sagen, woran es gelegen hat, wenn eine Konfliktklärung nicht funktioniert. Aber im Prozess selbst merken die Beteiligten so manche Ursachen für Barrieren nicht, auch weil sie zum Teil unbewusst ablaufen.
Für erfahrene Mediatoren vermutlich kein Neuland. Gefunden habe ich die Auflistung in einem Beitrag der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Bis hierher und nicht weiter!). Hier kommen die „Spielarten des Widerstands“ auf seiten der Konfliktparteien.
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Widerstand auf seiten der Konfliktparteien
- Sekundärgewinne: Die Konfliktpartei hat bei allem Ärger immer noch einen Nutzen vom Konflikt, auch wenn dieser im ersten Moment nicht offensichtlich ist.
- Hinauszögern von Nachteilen: Eine Klärung bedeutet in der Regel, dass man Zugeständnisse machen muss. Diese sind noch nicht fällig, solange der Konflikt noch offen ist.
- Umgang mit Schuldgefühlen: Vielleicht muss eine Partei, die sich bisher im Recht fühlte, den eigenen Anteil am Konflikt erkennen, das einzugestehen und sich selbst „aus der Schuld zu entlassen“, ist schwer.
- Das Gefühl, dass das eigene Entgegenkommen nicht gewürdigt wird. Eine Partei tut einen Schritt auf die andere zu und hat das Gefühl, „über den Tisch gezogen zu werden“, weil sie die Gegenseitigkeit vermisst.
- Neue Erkenntnisse, die die Sache noch schlimmer machen – wenn eine Partei erkennt, dass noch ganz andere Dinge ans Tageslicht kommen, von der sie vorher nichts geahnt hat.
- Spätmelder: Eine Partei hat einem Vorschlag zugestimmt und stellt bald fest, dass sie dazu noch gar nicht wirklich bereit war. Ohne dass dies klar angesprochen wird, weil es vielleicht auch nicht wirklich bewusst ist, kann es den weiteren Prozess blockieren.
- Zu schnell zu nah: Der Mediator spricht die Gefühle und Motive an, aber selbst wenn er damit richtig liegt, kann es sein, dass es für die Partei zu schnell geht, sie sich überrumpelt und überfordert fühlt.
Mediator als Ursache für Widerstand
Aber auch der Mediator selbst kann Ursache für den Widerstand sein, der eine Lösung verhindert. Diese Phänomene können auftreten:
- Leistungsdruck: Er verspürt den Druck, unbedingt eine Lösung herbeiführen zu müssen – aus welchen Gründen auch immer.
- Konfliktverhalten der Parteien: Das Verhalten einer Partei kann dem Mediator sehr vertraut vorkommen oder völlig seinem eigenen widersprechen, dies wird seine Neutralität beeinträchtigen.
- Gegenübertragung: Er reagiert auf die Übertragung mit einem ihm vertrauten Muster.
- Bekannte Thematik: Er kennt ein ähnliches Problem aus seiner Geschichte und folgt dem eigenen Erleben.
- Angst vor Emotionen – entweder den eigenen oder denen der Beteiligten. Mit der Folge, dass er versucht, die Diskussion unbedingt zu versachlichen.
- Widerspruch gegen die eigenen Werte: Jemand verhält sich so, dass sein Verhalten gegen Grundwerte des Mediators verstößt, was dazu führen kann, dass er denjenigen zu überzeugen versucht von dem, was „richtig“ ist.
Es kann nicht schaden, sich diese Fallstricke bewusst zu machen und regelmäßig einen Supervisor zu Rate zu ziehen.