PRAXIS: Frustrierend, wenn man ohnehin schon viel zu viel Zeit in Meetings verbringt und diese dann auch noch meist nicht pünktlich beginnen. Um dann erst einmal mit Small Talk zu starten und noch mehr Zeit zu verlieren. Eine Agentur zog daraus Konsequenzen. Nachahmenswert?
Ein Mitarbeiter hatte sich den Spaß gemacht und mal notiert, wie viel Zeit er beim Warten auf die anderen in einer Woche verbracht hatte: Dreieinhalb Stunden! Das ist schon bitter. Aber selbst wenn alle da waren, ging es noch nicht los. Zuerst wurde „über alles Mögliche“ gequatscht. Dabei hatte man ganz anderes beschlossen, die Regeln lauteten: Wer ein Treffen einberuft, „muss Ziel, Sinn und Dauer klar definieren und die Verantwortung dafür tragen„. Außerdem wurde erwartet, dass alle Teilnehmer pünktlich erscheinen. Was nicht klappte.
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Die soziale Komponente von Meetings
Eine Erkenntnis des Geschäftsführers: Man hatte die soziale Komponente von Meetings unterschätzt. Ich vermute mal, das ist keine Seltenheit. Selbst wenn man das Plaudern am Anfang konsequent unterbindet, wird daraus vermutlich keine Gewohnheit – einfach weil die Menschen immer den Drang verspüren, das, was sie gerade beschäftigt oder interessiert, loszuwerden oder zu erfragen. Niemand wird es schaffen, dass alle schweigend im Raum sitzen und auf den Startschuss warten. Und wenn dann alle da sind, ist es einfach schwierig, das Geplauder zu unterbrechen.
Die Agentur entschied deshalb, einmal in der Woche ein Small-Talk-Treffen zu organisieren – fokussierte Ineffizienz. Hier kann über alles geredet werden, was so ansteht. Der Autor in der Brandeins bezweifelt, ob sich das verordnen lässt. Dem kann ich mich anschließen, weil ich nicht glaube, dass deshalb bei den anderen Treffen nicht trotzdem zu Beginn erst einmal geplaudert wird. Was das Verordnen betrifft, habe ich aber andere Erfahrungen gemacht, und zwar mit den sogenannten Check-ins. Einfach auf die Tagesordnung immer zu Beginn eine kurze Runde setzen, bei der jeder das loswerden kann, was ihm grade auf der Seele liegt. Ohne Kommentare, ohne Nachfragen. Dann ist auch der Kopf frei für die inhaltlichen Themen.
(aus: Hannes Kneissler – Jetzt mal ganz in Ruhe! brandeins 10/2022 S. 93)