INSPIRATION: Die Welt hat sich auch für Spitzenkräfte geändert. Ein spannendes Phänomen. Während man früher sich in Beratungen und Kanzleien darauf verlassen konnte, auf dem Höhepunkt der Karriere Golf und Arbeit verbinden zu können, geraten heute auch Top-Leute immer häufiger an ihre Grenze.
Eine US-Professorin hat 500 Interviews mit Wissensarbeitern geführt und erklärt im Harvard Business Manager (Sorgen Sie für sich selbst), warum immer mehr Menschen rund um die Uhr arbeiten und aus dem Hamsterrad nicht mehr herauskommen. Schon immer war es in elitären Kanzleien, Agenturen und Kanzleien normal, dass sich die aufstiegsorientieren Kandidaten selbst ausbeuteten. Sie konnten aber davon ausgehen, dass sie irgendwann in den Kreis der Auserwählten gelangten und sich dann entspannt zurücklehnen konnten. Seinen Einsatz hatte man vorher erbracht.
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Aber diese Zeiten sind vorbei. Geschäftsführer und Vorstände arbeiten rund um die Uhr, mit der Folge, das der Rest der Führungsmannschaft gar nicht anders kann, als es ihnen nachzumachen. Ein Grund sieht die Autorin darin, dass sich Wissensarbeit schlecht messen lässt und es immer schwerer wird, die Honorare gegenüber den Kunden zu rechtfertigen. Das erzeugt Unsicherheit, die mit Arbeit bekämpft wird. Hinzu kommt das Prinzip dies „Up or Out“ Karrieresystems – wer nicht aufsteigt, scheidet aus. Das schürt die interne Konkurrenz, niemand will sich eine Blöße geben, was man am besten dadurch demonstriert, dass man Zeit.
Und schließlich eine weitere Beobachtung: Die Mitarbeiter, die sich so dermaßen reinhängen und extrem viel arbeiten, sind von ihrer Persönlichkeit her eher unsicher. Sie wollen ihrem Arbeitgeber beweisen, dass sie tatsächlich zu den Besten gehören – genau der Anspruch, mit dem sie eingestellt wurden. Das funktioniert prächtig nach dem Motto: „Wir sidn die beste Firma auf dem Markt und stellen nur die besten Leute ein – beweise uns, dass du dazu gehörst.“ Was dazu führt, dass die Betroffenen ständig in der Furcht leben, „entlarvt zu werden“.
Zumal die Kollegen ja offenbar prima mit dem Druck fertig werden. Noch so ein Faktor, der die Sache verschlimmert. In solchen Umgebungen spricht man nicht über seine Ängste und Belastungen, sondern demonstriert Stärke. Das erhält den „Mythos der unverwüstlichen Spitzenkraft“ aufrecht.
Und auch bezeichnend: Den Unternehmen, denen es gelingt, diese Mechanismen zu nutzen, schaffen es sogar, dass sich die Leistungsträger als Teil einer großen Gemeinschaft fühlen. „Die Firma tut ja so viel für mich, da bin ich etwas schuldig!“ Also machen sie sich eher noch mehr Vorwürfe bezüglich der eigenen Unzulänglichkeit.
Die Tipps, wie man als Betroffener gegen diese Dauerbelastung vorgeht, sind dünn, aber gut nachvollziebar: Fragen Sie sich nach Ihrem eigenen Beitrag zu einer solchen Unternehmenskultur. Wie reagieren Sie zum Beispiel auf Kollegen, die sich diesem Druck entziehen und püntlich Feierabend machen: Schauen Sie verächtlich auf diese herab? Dann wäre es vielleicht Zeit mal zu überleben, was Sie von diesen lernen könnten.
Zum anderen: Fragen Sie sich, warum Sie so viel arbeiten und ob es nicht an der Zeit ist, das Erreichte zu genießen. Kommen Sie zu der Erkenntnis, dass Sie tatsächlich gerne viel arbeiten und diesen Zustand genießen, dann achten Sie leditlich auf Signale, die anzeigen, dass Sie sich selbst überfordern. Und sorgen dann gut für sich selbst. Klingt einfach, ist es aber sicher nicht. Wäre vermutlich einfacher, wenn man sich mal mit „Leidensgenossen“ austauscht. Dazu aber gehört Mut.