INSPIRATION: Wenn der Gründer die Geschicke seiner Firma in fremde Hände legt, birgt das bekanntlich eine Menge Zündstoff. Entscheidend ist, wie man mit dem Inhaber klarkommt, und dazu kann und sollte man vorab einiges geklärt haben. Dann aber haben oft beide etwas davon: Der Manager als auch das Unternehmen. In der Wirtschaftswoche gibt es ein anschauliches Beispiel aus der Praxis (Keiner von uns).
Der vom Patriarchen eingestellte Manager traf eine Entscheidung, die der Gründer ohne Absprache wieder kassierte. Minuten, nachdem er davon erfahren hatte, stand der Manager im Büro des Inhabers (offenbar hatte dieser nach wie vor ein solches in der Firma), es krachte ordentlich, und danach sprach der Inhaber den Manager immer persönlich an, wenn er ein Problem mit dessen Entscheidungen hatte.
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Wenn der neue Manager Kante zeigt
Es kann auch ganz anders laufen, wie ein weiteres Beispiel in dem Beitrag belegt. Auch hier zeigte der Manager Kante und vertrat seine eigene Meinung gegenüber der Familie. Aber es gelang ihm nicht, das Geflecht aus Allianzen zwischen der Familie und langjährigen Angestellten zu entschlüsseln. Seine Erkenntnis nach dem gescheiterten Experiment: Vielleicht hätte er seinen Stolz hier und da beiseite lassen sollen.
Eine interessante Aussage: Wer einen solchen Job übernimmt, sollte die richtige Mischung aus Kompetenz (wegen der man geholt wird) und kleinem Ego mitbringen. Es braucht Demut und Loyalität – da wird sich so mancher Konzernmanager, der anderes gewohnt ist, schwer tun. Eine Empfehlung lautet daher: Sich selbst hinterfragen, ob man genau dazu bereit und fähig ist. Denn in den seltensten Fällen wird sich der Inhaber komplett zurückziehen und raushalten, weil er mitten im schmerzhaften Ablösungsprozess steckt. Wenn dann der externe Manager sein eigenes Ego nicht „im Zaum halten“ kann, wird das schwierig.
Studienergebnisse
Dabei ist die Idee, die Geschicke in die Hände eines fremden Managers zu legen, gar nicht so verkehrt. Eine Studie, die sich die 100 umsatzstärksten Familienunternehmen vorgenommen hat, kam zu dem Ergebnis, dass diejenigen unter der Leitung eines Externen von 2015 bis 2019 um sieben Prozent pro Jahr wuchsen, die von den Inhabern geführten hingegen nur um knapp fünf Prozent.
Wie aber findet nun der Kandidat heraus, ob das mit der Chemie zwischen ihm und dem Inhaber funktionieren könnte? Neben der Reflexion über das eigene Ego lautet ein Tipp: Er sollte ihn fragen, was für ihn denn sein Leben ausmachen wird. Da sollte dann ein überzeugendes Hobby genannt werden, eine Beschäftigung, die den Tag eines Unternehmers wirklich füllen kann. Wenn der Firmenchef hier nichts Konkretes vorweisen kann, ist die Gefahr groß, dass er weiter die Fäden in der Hand halten wird.
Respekt
Entscheidend ist wohl, dass Inhaber und Manager sich gegenseitig respektieren. Der Kandidat sollte also sehr genau hinschauen, ob ihm das leicht fallen wird. Denn nur wenn dieser Respekt vorhanden ist, kann das mit der klaren Ansprache wie oben beschrieben auch funktionieren.
Außerdem ist der Amtsantritt von großer Bedeutung. Er sollte wie eine Art Inthronisation ausgestaltet sein, bei der der Neue im Mittelpunkt steht. Es muss für alle deutlich werden, dass er das Vertrauen der Inhaber hat und für genau den Richtigen in diesen Job gehalten wird. Wenn das nicht sehr deutlich an die Belegschaft vermittelt, stattdessen vor allem die Vergangenheit beschworen wird, dürfte sein Start zumindest holprig werden.