22. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Grenzen der Selbstreflexion

INSPIRATION: Menschen, die über ein differenziertes Selbstbild verfügen, kommunizieren besser, arbeiten effektiver, treffen fundiertere Entscheidungen und sind die besseren Führungskräfte. Aber nur wenige besitzen die Fähigkeite zur Selbstwahrnehmung. Eine Begründung und eine Empfehlung, wie man die Fähigkeit optimiert, bietet ein Beitrag im Harvard Business Manager (Der Blick in den Spiegel).

Ein Grund, warum wir uns oft selbst unrealistisch einschätzen, liegt in der Erfahrung. Wer über viel Erfahrung verfügt, der glaubt, er kenne sich gut genug und sucht nicht nach widersprüchlichen Belegen, um sein Sicht in Frage zu stellen. Zum anderen überschätzen Menschen sich vor allem dann, wenn sie sich auf höheren Führungsebenen bewegen. Weil sie bekanntlich weniger ehrliches Feedback von unten erhalten und nur noch wenige Menschen über sich haben, die ihnen ihre Sicht der Dinge mitteilen.


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Keine wirklich neuen Erkenntnisse, die hier als „Studienergebnisse“ präsentiert werden. Entsprechend lauten dann auch mal wieder die Tipps, dass man sich regelmäßiges Feedback einholen sollte von Menschen, die einem wohlgesonnen, aber durchaus auch kritisch gegenüberstehen.

Spannender ist da schon eine andere Nachricht. Ein differenziertes Selbstbild setzt die richtigen Fragen voraus. Die Autorin verrät, dass sich alle „Warum“-Fragen weniger gut eignen. Wer darüber nachdenkt, warum er so und nicht anders reagiert, warum er den einen mehr und den anderen weniger mag, warum er so vehement einen Vorschlag ablehnt, der kommt nicht sehr weit, weil uns einfach der Zugang zu unseren unbewussten Motiven fehlt. Also suchen wir nach Erklärungen, „die sich wahr anfühlen, aber häufig falsch sind.“ Und ziehen die falschen Schlüsse.

Dazu kommt, dass uns „Warum“-Fragen psychisch runterziehen. Was nachvollziehbar ist. Wenn ich darüber nachdenken, warum ich mal wieder emotional reagiert habe, konzentriere ich mich auf meine Unzulänglichkeiten und Schwächen, und je mehr ich davon finde, umso deprimierter und missmutiger werde ich.

Die Autorin hat Interviews mit Menschen mit ausgeprägter Selbstwahrnehmung ausgewertet und festgestellt, dass diese das Wort „Warum“ weniger als 150 mal, das Wort „Was“ dafür mehr als 1000 mal  verwendeten. „Was-Fragen helfen uns, objektiv zu bleiben, den Fokus auf die Zukunft zu richten…

Also fragt man sich nicht: Warum war ich in der Situation so schlecht gelaunt? sondern „Was war das für eine Situation?“ und „Was hat sie mit anderen Situationen gemeinsam?“ Oder: „Was muss ich tun, um beim nächsten Mal anders zu reagieren?“ Oder: „Was habe ich aus dieser Erfahrung gelernt?“

Ein Experiment, bei dem eine Gruppe aufgefordert wurde darüber nachzudenken, warum sie die Person sind, die sie sind, eine andere zu überlegen, was sie für eine Person sind, reagierte die erste Gruppe auf kritisches Feedback rationalisierend und rechtfertigend, die zweite war hingegen aufgeschlossen für neue Informationen.

Prüfen Sie also beim nächsten Mal, wenn Ihnen etwas misslingt, wie sie die Sache verarbeiten. Und versuchen Sie, Was-Fragen zu finden, um sich selbst auf die Schliche zu kommen. Lösungsorientierte Coachs werden sich bestätigt fühlen…

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