11. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Gruppenarbeit für Forscher

REZENSION: Martin Baumann / Christoph Gordalla – Gruppenarbeit. (2. Aufl.) UTB 2020.

Wie analysieren interdisziplinäre Forschungsteams Probleme und suchen nach Ideen und Lösungen? Wie andere Teams vermutlich auch – indem sie auf geeignete Moderationsmethoden zurückgreifen. Offenbar hat man auch in den eher technischen Disziplinen verstanden, dass „Genies im Elfenbeinturm“ eher eine aussterbende Gattung sind.


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Dennoch macht man mitunter als Moderator, der von außen gerufen wird, um den „Genies“ zu helfen, ihre Gedanken zu ordnen und zu tollen Lösungen zu kommen, die Erfahrung, dass  technisch-orientierte Menschen eher skeptisch sind, wenn man ihnen das Vorgehen erklärt. Ebenso habe ich aber auch schon häufig erlebt, dass sie am Ende völlig begeistert waren, wenn sie mal sehr strukturiert durch einen Prozess geführt wurden und sehr konkrete Ergebnisse produziert haben mit klaren Vereinbarungen, wie es nach einem Workshop weiter geht.

Methoden für Zahlenmenschen

Zwei Naturwissenschaftler haben wohl offenbar ähnliche Erfahrungen gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass jemand den Zahlenmenschen mal eine Sammlung der bekanntesten Methoden an die Hand geben sollte. Entsprechend richtet sich das Buch an alle, die Teamsitzungen leiten. Das können eben Projektleiter, aber auch Führungskräfte sein, die die Intelligenz und Kreativität einer Gruppe zu schätzen wissen. Ihnen werden erst einmal einige Grundlagen präsentiert: Gruppengefüge, Normen, Rollen. Dann werden die Aufgaben eines Moderators erklärt inklusive möglicher Probleme und der passenden Lösungen, darunter z.B. die klassischen Killerphrasen. Der Teil schließt mit fünf Seiten zum Thema „Gruppendynamik“, dann geht es los mit den Methoden.

Die Reihenfolge orientiert sich am Ablauf eines Worshops. Es beginnt also mit Dingen wie Gruppenbildung und Kennenlernen, aber auch einigen Kooperationsspielchen und Lockerungsübungen wie Pausenrätsel.

Weiter geht es mit „Ideen suchen und finden“ (Brainstorming, SWOT-Analyse, Denkhüte, Mindmap, Kopfstandtechnik und viele andere, so z.B. Open Space und World Café unter einer Überschrift auf vier Seiten), dann folgt „Konzepte erarbeiten“ (worunter auch die kollegiale Fallberatung auftaucht, aber auch Dinge wie die Nutzwertanalyse oder die Delphi-Methode.

Lerntechniken

Dann wird es etwas seltsam – so als ob den Autoren der Stoff ausgegangen sei. Es werden Lerntechniken vorgestellt zum gemeinsamen Lernen. Das richtet sich eher an Seminarleiter, die anderen helfen, etwas Neues zu lernen. Oder an Dozenten in der fachlichen Weiterbildung. Und danach wird es immer dünner: Tipps zur Moderation, zum Vortrag, zur Arbeit mit Powerpoint – und alles auf wenigen Seiten. Den Schluss bilden „Metamethoden“, darunter fallen dann Barcamp oder Design Thinking – wieder auf wenigen Seiten dargestellt. Und schließlich erfahren wir noch etwas über Belohnungssysteme – nämlich wie man richtig lobt.

Das klingt dann in der Tat so, als würde man Menschen, die versuchen, Gruppenprozesse zu gestalten, das nötigste Handwerkszeug reichen, wobei die „Bedienungsanleitungen“ arg spartanisch sind. Ich hätte die Sorge, dass eher unerfahrene „Leiter“ damit Schiffbruch erleiden, erfahrene Moderatoren hingegen dürften fast alles schon kennen. Oder finden die Methoden in anderen Werken deutlich anschaulicher präsentiert. Leider keine Kaufempfehlung.

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