16. September 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Informations-Dauerfeuer

INSPIRATION: Es ist seltsam: Die Zahl der Kanäle, über die uns Meldungen, und seien sie noch so überflüssig, erreichen wächst. Andererseits: Vergeht mal eine Zeit, in der keine Meldungen eintreffen, checken wir alle Kanäle, weil wir uns außen vor fühlen. Das Bild von Menschen, die auf ihr Smartphone starren, es einstecken, wieder hervorholen, um zu schauen, ob da nicht doch noch eine Meldung per Messenger eingetroffen ist, begegnet uns an jeder Ecke.

Laut aktuellen Statistiken wurden 2017 in Deutschland 771 Milliarden E-Mails verschickt, in 2018 werden es 917 Milliarden sein (Zu viel Information). Wie viele Nachrichten über Whatsapp verschickt werden, mag man gar nicht wissen wollen.


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Nun ist es offenbar so, dass unser Gehirn ein Problem bekommt. Wenn eine neue Nachricht eintrifft, die verarbeitet werden soll, sprich: mit existierenden Informationen verknüpft oder gar zu neuen Ideen führen soll, dann muss es sich intensiv mit den neuen Informationen auseinandersetzen. Heute aber nehmen wir eine Meldung kurz wahr und wenden uns umgehend der nächsten zu – keine Chance für das Hirn, damit etwas anzufangen. Es droht die Gefahr, die Fähigkeit zu verlieren, „sich zu konzentrieren und kreativ zu sein.

Ein weiterer Aspekt der Entwicklung: Das Thema „ständige Erreichbarkeit“. Damit ist gemeint, dass im Unterschied zu früher berufstätige Menschen zunehmend in ihrer Freizeit berufliche Informationen und Anfragen erhalten. Einerseits begrüßt, weil wir damit viel flexibler geworden sind und unsere Zeit besser einteilen können, andererseits bedrohlich, weil die Grenzen verschwimmen und wir irgendwann das Gefühl haben, überhaupt keine Freizeit mehr zu haben. Eine Studie zeigt, dass Menschen, die auch am Wochenende erreichbar sind und stundenweise arbeiten, sich auch durch einen zeitlichen Ausgleich (zusätzliche Freizeit) nicht so gut erholen bzw. sich so erholt fühlen wie Menschen, die am Wochenende komplett unerreichbar sind (Die Dosis einstellen).

Was natürlich die überall diskutierte Frage aufwirft: Was kann man dagegen tun? Vieles ist schon vorgeschlagen worden, bis hin zu der Idee, Mailserver von Firmen am Wochenende ganz abzuschalten. Neuerdings wird auch immer häufiger in Aussicht gestellt, dass moderne Kollaborations-Tools die Informationsmenge reduzieren können. Oder dass mit Hilfe künstlicher Intelligenz die eingehenden Infos sortiert und priorisiert werden. Mag sein, dass das eines Tages hilft.

Im Moment aber scheint es eher so, als könnten wir nur an unserem Verhalten ansetzen bzw. uns Regeln geben. Diese Regeln sind auch nicht neu: Mails eindeutig kennzeichnen (Info, Feedback, Termin…), den Verteiler so klein wie möglich halten, vielleicht sogar nach oben begrenzen. Lieber mal zum Telefon greifen, statt sich mit Mails zuschütten. 

Was in dem Beitrag „Zu viel Information“ vorgeschlagen wird, gefällt mir gut: Die Kommunikationskanäle begrenzen. Das können Unternehmen, aber auch Individuen initiieren. Ich kann auf meinem Smartphone nur eMail und einen Messenger installieren oder letzteren ganz weglassen und bei SMS bleiben. Meine Kommunikationspartner werden sich daran gewöhnen. Für allgemeine Nachrichten wähle ich nur einen einzigen Anbieter oder maximal zwei, um nicht einseitig informiert zu werden. Das kann schon helfen. Ich für meinen Teil habe die Facebook-App von meinem Smartphone gelöscht und gehe nur noch auf die Webseite, wenn ich dort etwas einstellen möchte.

Was die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitsstunden angeht, schlagen die Autoren von „Die Dosis einstellen“ vor, dass Unternehmen u.a. die Erwartungen an die Erreichbarkeit formulieren sollten – soll heißen: Sprecht darüber, ob und wenn ja, wann und in welchem Umfang erwartet wird, dass man erreichbar ist. Zum anderen sollte man schauen, ob einzelne Mitarbeiter wirklich so unverzichtbar sind, dass sie auf jeden Fall erreichbar sein müssen oder ob man nicht Vertretungsregelungen findet (Abhängigkeit von der Expertise Einzelner vermeiden).

Auf jeden Fall aber sollte man die Erreichbarkeit zum Thema machen, zum Beispiel in eigenen Workshops mit betroffenen Teams, um dann gemeinsam zu überlegen, wie man dieses Problem angeht. Sicher sehr zu empfehlen.

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