5. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Machen Sie Witze?

INSPIRATION: Auf die Frage, ob Führungskräfte noch Spaß an ihrem Job haben, antwortet der Chef des größten Personalberaters mit der Gegenfrage: „Machen Sie Witze?“ („Im Job sind viele unglücklich“). In der managerSeminare lese ich von einer „Meldestelle für verlorenen Sinn und Antrieb bei der Arbeit“ (Aktion für mehr Sinn in der Arbeitswelt). Dort ist die Rede von einem „breiten Echo über alle Altersklassen, Hierarchien und Berufe hinweg„.

Dieses Erlebnis bestätigt all das nur: Ein junger Mann, den ich am Wochenende traf, erzählte davon, dass unter den Bekannten in seinem Alter, alle gut ausgebildet, niemand wirklich Freude am Job empfindet. Er stellte die Hypothese auf, dass seine Generation einfach andere Erwartungen an das Berufsleben hat als meine vor 30 Jahren.


Anzeige:

Weiterbildung zur agilen Change Managerin für fundiertes Wissen und praktische Relevanz ohne Berater Bla-Bla. Lernen Sie klassische Change Methoden mit neuen agilen Praktiken zu verbinden. In Kooperation und mit CAS Zertifikat der Hochschule Bremen. Hybrides Lernkonzept, d.h. Präsenz- und Remote Module wechseln sich ab. Infos und Buchung hier


Ist das so? Man liest viel über die Generation Y, und dennoch bin ich mir nicht so sicher, ob das eine Frage der Generationen ist. Auf meiner ersten Stelle hatte ich ungewöhnliche Freiheiten: Ich hatte eine Aufgabe, und wann ich dieser nachkam und wie ich sie organisierte, blieb mir überlassen. Im Grunde war dies mein ganzes Berufsleben so, zumindest die meiste Zeit. Ich wollte nie anders arbeiten, denke aber heute, dass ich viel Glück gehabt habe.

Tatsächlich sah die Realität bei vielen Menschen damals anders aus. Sie hätten vielleicht auch gerne so gearbeitet, aber die meisten Jobs gaben das einfach nicht her. Soll heißen: Die Bedürfnisse haben sich gar nicht so gravierend geändert. Der Unterschied zu heute dürfte darin bestehen, dass es kaum eine Alternative zum klassischen Angestellten-Dasein gab. Man ging zur Arbeit und kam von der Arbeit nach Hause. Wer mehr als durchschnittlich verdiente, leistete sich das größere Auto und das schönere Haus, den exotischeren Urlaub. Erfüllung wurde in der Freizeit gesucht – im Kleingarten, im Verein, beim Briefmarken sammeln.

Und heute? Wir finden uns nicht mehr damit ab, acht bis zehn Stunden am Tag mit Dingen zu verbringen, die uns wenig sinnvoll erscheinen. Weil wir überall mit wunderbaren Alternativen konfrontiert werden. Geschichten von Menschen, die Beruf und Freizeit in Einklang bringen, die Freude und Sinn am Arbeitsplatz erleben, die erfolgreich ein Unternehmen gründen, die mit dem Laptop im Café sitzen dabei auch noch Geld verdienen, die in Büroräumen voller Pflanzen und Farben mit gut gelaunten Kollegen in wunderbaren Teams arbeiten – New Work lässt grüßen.

Job-Crafting

Mich fasziniert das Thema. Ich glaube, dass wir es einerseits selbst in der Hand haben, unserer Tätigkeit einen Sinn zu geben, sie so auszufüllen, dass wir – zumindest die meiste Zeit – zufrieden und vielleicht hin und wieder glücklich sind. So wie die Reinigungskräfte in Krankenhäusern. In einer Studie (Wrzesniewski & Dutton 2001) stellte sich heraus, dass ein Teil von ihnen ohne Auftrag „kreative Wege fand, ihre Arbeit aufzuwerten und sinnstiftender zu gestalten“ Wie das? Sie kümmerten sich zum Beispiel um die wartenden Angehörigen und munterten sie auf. Oder sie veränderten die Räume von Komapatienten in der Hoffnung, dass diese das wahrnahmen. (Kann Arbeit glücklich machen?)

Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff: Job-Crafting. Die Arbeit wird in Teilen so umgestaltet, dass sie interessante Aufgaben enthält oder einen zusätzlichen Zweck, der vielleicht vom Arbeitgeber selbst gar nicht so vorgesehen war. Vielleicht ist das sogar ein erster Schritt, um mehr Sinn in dem zu sehen, was man tut. Das mag beim Auszubildenden, der als erstes morgens mit dem Hund seines Chefs Gassi gehen muss, noch schwerfallen (Aktion für mehr Sinn in der Arbeitswelt), und mit Sicherheit gibt es Führungskräfte, die jedem Mitarbeiter in jedem Job jeden Spaß nehmen können. Aber einen Versuch wäre es doch erst mal wert.

Was allerdings Arbeitgeber nicht dazu verführen sollte, die Verantwortung für den Sinn einer Tätigkeit nun an die Mitarbeiter zu delegieren. Was spricht dagegen, sich mit jedem Angestellten zusammen zu setzen und zu überlegen, was er alles Sinnvolles auf seinem Platz tun kann? Wie ist es möglich, dass mir eine junge Studentin erzählt, sie hätte einen Job in einer interessanten Firma, aber nach drei Stunden wäre ihre Arbeit geschafft, und auf Nachfragen ernte sie nur Schulterzucken?

All das habe ich auch schon vor 30 Jahren erlebt. Und schon damals hat jeder, den man fragte, sofort erklärt, dass der Job natürlich keinen Spaß machte. Aber es gab keine New Work Bewegung, keine digitalen Nomaden, keine Co-Working-Spaces und keine modernen Bürolandschaften, die ein anderes Berufsleben verhießen. Aber ganz gleich, ob es nun einen Wertewandel gibt oder nicht: Die Erwartungen ans Berufsleben verändern sich, das macht einerseits höchst unzufrieden mit den bestehenden Verhältnissen, andererseits hoffentlich genug Druck in Richtung Veränderungen bei den Unternehmen.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert