Ein Satz, der ins Auge springt: „Wir müssen endlich aufhören, andere nur für ihre Leistung zu respektieren, sondern sie auch als Person… anerkennen.“ Absolut einverstanden, aber was bedeutet er für einen Arbeitgeber?
Er stammt aus einem Beitrag über Menschlichkeit in der managerSeminare (Macht’s menschlicher), in dem zunächst geschildert wird, wie viele Menschen sich überfordert fühlen und dass Rendite-Versprechen häufig unseriös und zerstörerisch sind. Der Druck führt dazu, dass das Klima rauer wird und der Umgang untereinander ebenso.
Anzeige:
Bleiben Sie souverän und gelassen bei Konflikten in Teams und Organisationen!
In unserer Ausbildung Wirtschaftsmediation lernen Sie, wie Sie Konflikte konstruktiv klären. Fordern Sie jetzt unverbindlich das Infomaterial zur Weiterbildung an.
Ja, schickt mir mehr Infos!
Eigentlich, so der Tenor, müssten Unternehmen sich mal ausführlich Gedanken über Werte machen – aber was heißt Unternehmen? Da bin ich mal wieder – nein, nicht beim Top-Management – sondern bei den Anteilseignern. Partiarchen und Familien tun das manchmal. Konzerne auch, aber hier sind es die Manager, und die sind austauschbar. Wenn den Anteilseignern es nicht gefällt, wenn die Manager als neue Werte Menschlichkeit, Fürsorge und Respekt ausgeben und dafür auf zwei bis drei Prozentpunkte Rendite verzichten, dann ist ein Management schnell ausgetauscht – spätestens dann, wenn es mal grade nicht rund läuft.
Interessant ist bei solchen Überlegungen, dass unter Garantie irgendwo so argumentiert wird: Menschlichkeit und Rendite schließen sich nicht aus. Soll heißen: Es gibt Unternehmen, die verhalten sich und behandeln ihre Mitarbeiter menschlich und erzielen dennoch – oder sogar deswegen – gute Ergebnisse.
Die Argumentation sieht dann so aus: Statt Druck und Angst doch lieber Verständnis, Kollegialität und Vertrauen, dann sind die erhofften Gewinner erst recht möglich. Das Dumme dabei ist, dass hier durch die Hintertür wieder der Gewinn an erster Stelle steht. „Na gut“, denkt da der Manager, „dann bin ich mal menschlich, führe kürzere Arbeitszeiten ein und ermögliche, dass der alleinerziehende Vater oder die ihre Eltern pflegende Mitarbeitern ausreichend Zeit zur Verfügung hat – wenn dadurch der Gewinn steigt, ist ja alles gut.“
Menschlichkeit als Mittel zum Zweck? Klappt nie! Es müsste eine klare Wertehierarchie geben: An oberster Stelle die Menschlichkeit (dafür sorgen, dass es dem Mitarbeiter gut geht), an zweiter Stelle … was auch immer. Wenn der zweite Wert Profit heißt, bedeutet das, er wird dem ersten immer untergeordnet. Es soll Unternehmen geben, die leben das.
Und was ist mit der oben geforderten Anerkennung des Menschen als Person, nicht nur als Leistungserbringer? Das Beispiel in dem Artikel ist gut: Wie sieht es mit der Anerkennung eines Mitarbeiters aus, der eine Top-Leistung für das Unternehmen erbringt und neben jemandem arbeitet, der nur die Hälfte schafft, dafür aber zwei Kinder großzieht und seine kranken Eltern pflegt? Soll jetzt der Arbeitgeber Zweiteres auch als Leistung anerkennen und zum Beispiel beide gleich bezahlen? Ich bin mir ziemlich sicher, wie die Diskussion aussehen würde, wenn eine stattfände…