27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Roman über Kreisorganisationen

REZENSION: Jef Cumps – Soziokratie 3.0 – Der Roman. Das volle Potenzial von Menschen und Organisationen freisetzen. dpunkt.verlag 2021.

Die Zahl der Titel rund um agile Organisationsformen nimmt zu, und ihnen ist gemein, dass im Mittelpunkt stets das Team steht. Nun gibt es auch in klassischen Hierarchien Teams, zumindest wurden Gruppen von Mitarbeitern so genannt. Und ihre Vorgesetzten sind Teamleiter oder Teamsprecher. In modernen Organisationen gibt es diese Art Vorgesetzte nicht mehr, Teams werden von anderen Teams geführt. Oder Kreisen, wie diese in der Soziokratie heißen. In diesem Buch wird die Entwicklung einer Kreisorganisation aus der Sicht des neuen Geschäftsführers erzählt, und zwar in Form eines Romans. 


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Der Versuch, ein Sachthema dadurch interessanter zu vermitteln, dass man das Fachliche in eine Handlung mit Helden und Antihelden gießt, diese wie in jeder guten Geschichte vor Hindernisse stellt, die es zu überwinden gilt, ist nicht neu. Ich gestehe, dass ich meist enttäuscht von dem Ergebnis war. Auch bei diesem Buch, in dem der Leiter einer Abteilung, Chris, vom Geschäftsführer des IT-Unternehmens, Paul, gefragt wird, ob er nicht der neue Geschäftsführer werden will, habe ich mich am Anfang schwer getan.

Eine Geschichte …

Wobei der Einstieg durchaus Lust auf den Fortgang der Geschichte machte. Der Held hat nämlich in seinem Bereich mit agilen Formaten Erfolg. Während das ganze Unternehmen in eine Krise schlittert. Der Geschäftsführer sieht ein, dass es Zeit für einen Wechsel ist, und Chris, der vor der Aufgabe zurückschreckt, wird von seiner Frau daran erinnert, dass er einst deutlich mutiger war.

Als er Bernie kennen lernt, der in seinem Unternehmen die Soziokratie eingeführt hat, ist er einerseits begeistert. Andererseits mehr als skeptisch, ob das auch in einem größeren Haus wie dem seinen funktionieren kann. Bernie erweist sich als einfühlsamer Berater mit viel Zeit, und er hilft Chris, die Soziokratie umzusetzen. Beginnend mit dem Führungskreis werden die Prinzipien vermittelt und geübt. Natürlich sind nicht alle begeistert. Ein Kollege macht erst nicht mit, wird aber von seinen Mitarbeitern praktisch gezwungen. Chris‘ Geduld, die Gespräche mit seiner klugen Frau und Bernies Moderation führen dazu, dass nach und nach alle mitmachen.

… als Change-Reise

Der Leser wird also auf eine Change-Reise mitgenommen, wobei er am Anfang einige theoretische Erläuterungen durch Bernie verdauen muss. Es geht um die Grundprinzipien wie Gleichstellung, Konsent, Transparenz, Verantwortung usw., um Treiber und Domänen, Rollen, über- und untergeordnete Kreise, Delegierte und Repräsentanten. Da schwirrt dem Leser der Kopf. Aber irgendwann geht es dann los mit den Meetings, in denen die Prinzipien zur Anwendung kommen. Und dann macht es richtig Spaß zu erfahren, wie die Regeln zur Anwendung kommen, wie das mit dem Konsent funktioniert, wie die Rollenträger gewählt werden uvm.

… und der Mehrwert

Ich kam schließlich ziemlich flott durch das Buch und habe mir etliche praktische Hinweise entnommen. Was vielleicht auch daran lag, dass ich mich selbst schon intensiver mit der Soziokratie auseinander gesetzt habe. Wer hier am Anfang steht, der könnte mitunter den roten Faden verlieren, aber das Durchhalten lohnt sich.

Warum Soziokratie 3.0? Weil hier die Elemente agilen Arbeitens integriert werden – die Daily Stand-ups, das Check-in, die Retrospektiven, das Peer-Feedback. Witzig am Ende: Der ehemalige Geschäftsführer Paul bittet Chris, ihm die Soziokratie beizubringen, weil er mit Freunden ein Wohnprojekt gründen will. Da fand ich mich erst recht wieder – wie vieles, was ich in unserem Wohnprojekt erlebe, ohnehin.

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