27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Politik in der Werkstatt entwickeln

INSPIRATION: Sie bewegt sich, sie bewegt sich nicht: Die Diskussion um die Verwaltungsmodernisierung erscheint unglaublich polarisiert. Was, wenn sich im Dazwischen viel mehr tut als gedacht?

Politik bedeutet, Interessen zu vertreten und diese mit anderen zu verhandeln. Keine Frage: Das kann komplex werden. Oder ziemlich platt. Wenn man das auf Stammtischniveau veranstaltet. „Die Trennung von ‚Metadiskurs‘ und ‚Detaildiskurs‘ hat nicht nur aus organisatorischen Gründen ihre Berechtigung. Sie führt jedoch auch dazu, dass Debatten über Haltungen und Ziele oft parallel zu konkreten Aushandlungen über Sachkonflikte geführt werden.“


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Die Autoren (Politik auf der Werkbank) aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie ein Berater zeigen hier einen spannenden Weg auf: Die Idee, Experten verschiedener Ressorts und institutionelle Interessenvertreter zusammenzubringen. Drei Formate lassen sich hier beschreiben: Verbändeanhörungen, Fachsymposien und Dialogprozesse.

Interessenvertreter klug in Diskussionen verwickeln

Wobei man sich bewusstmachen muss, dass hier nie auf dem Niveau eines Tabula Rasa eingestiegen wird. „Die (Kern-)Argumente liegen entsprechend meistens auf dem Tisch, genaugenommen auf unterschiedlichen Tischen.“ Was es dann braucht, ist eine Synchronisierung. Man gestaltet Beteiligungsprozesse – im überschaubaren und geschützten Raum. Das muss man also nicht in klassischer Manier öffentlichkeitswirksam mit dem Langschwert aufeinander losgehen. Stattdessen kann man zuhören, nachfragen, diskutieren, auch mal bilateral im Hinterzimmer verschwinden … Solche Arenen hießen früher Salon.

Heute nennt man das multiperspektivische Dialogprozesse – oder einfacher gesprochen: Politikwerkstätten. Und die können auch hybrid konzipiert werden. In einem nichtöffentlichen, digitalen Raum kann „eine ergebnisoffene Debatte zur Entwicklung gemeinsam getragener politischer Empfehlungen geführt werden“. Und wie funktioniert so etwas? Indem man zulässt, dass alles auf den Tisch kommen kann. Und indem man nicht wie früher die üblichen Verdächtigen als Experten einlädt, sondern ein breites Spektrum an Stakeholdern anspricht und einlädt.

Diskussionsdesigns maßschneidern

Methodisch interessant ist, dass synchrone und asynchrone Diskussionsrunden kombiniert und jeweils maßgeschneiderte Design aufgesetzt werden. Das braucht Spielregeln und Commitment. Die Debatte wird durch einen sogenannten Thes-O-Maten fokussiert. Wie beim inzwischen schon bekannten Wahl-O-Maten werden pointierte Thesen aufgestellt. Diese werden aber quantitativ und qualitativ von Experten eingeschätzt. In moderierten Fishbowl-Sessions werden diese kommentierten Thesen diskutiert, anschließend zusammengefasst und wiederum der Kommentierung zugänglich gemacht.

Herzstück: Eine interaktive virtuelle Kollaborationsplattform

Howspace heißt die interaktive virtuelle Kollaborationsplattform, die als Arbeitsinstrument genutzt wird. Und es ist offensichtlich, dass solch ein Prozess nur gelingen kann, wenn er nicht als Laber-Veranstaltung, sondern als zielorientierter Meinungsbildungsprozess verstanden wird. Daher braucht er selbstverständlich Unterstützung von „ganz oben“. Und eine gute Moderation, die auch Sorge dafür trägt, dass das Involvement gelingt. So wurde auch erkannt, dass man dafür live und virtuell gut kombinieren muss.

Erkennbar ist, dass hier wirklich professionelle Moderationskompetenz gefordert ist. Sowie Fingerspitzengefühl, hohes Reflexionsvermögen und auch mediatives Geschick. Was mich nachdenklich stimmt ist: Ja, man wird im geschützten Raum sicher viele Schritte aufeinander zugehen können und auch Kompromisse finden. Doch der Weg aus dem „Schattenkabinett“ in den Bundestag wird sicher auch wieder ein polarisierender sein. Man wird also nicht nur Gemeinsamkeiten finden, sondern auch Unterschiede. Die Zeit und Arbeit im Laboratorium kann man also auch dazu nutzen, die eigene Position zu testen und zu optimieren. Nun, vielleicht hilft das trotzdem dabei, Konflikte auf einem höheren, reflektierten Niveau auszutragen. Das wäre doch schon einmal ein Fortschritt.

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