INSPIRATION: Klingt erst mal spannend: Der Mitarbeiter muss in Zukunft nicht mehr selbst nach der passenden Weiterbildungsmaßnahme suchen, das, was er benötigt, sucht und findet ihn. So zumindest sieht eine Vision der Weiterbilder bei Audi aus. In dem Beitrag im Handelsblatt (Lernen mit Anspruch) wird nicht erklärt, wie man sich das vorstellt, aber man kann ja mal fantasieren:
Ein Mitarbeiter schreibt eine E-Mail in Englisch, kurz darauf erhält er das Angebot für einen Online-Kurs in Sachen Business-Englisch, weil er offenbar recht lange für die Mail benötigt hat oder dank künstlicher Intelligenz ermittelt wurde, dass er doch so einige Defizite in Englisch hat. Oder er sitzt vor einer Präsentation und sucht nach einer Möglichkeit, Grafiken einzubinden – auch das merkt die Software sofort und bietet ihm dafür Tipps an.
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Klingt gar nicht so unrealistisch, wenn ich es mir überlege. Da könnte man doch mal weiter spinnen: Jemand schreibt einen Text in einen internen Chat, aber bevor er auf den Absenden-Button klickt, erscheint ein Hinweis mit der Frage, ob er sich sicher ist, dass der Tonfall angemessen ist. Oder man telefoniert mit einem Kunden, und danach meldet sich der virtuelle Coach mit Ratschlägen zum korrekten Umgang mit schwierigen Gesprächspartnern. Weil die Aufzeichnung ergeben hat, dass man offenbar die Nerven verloren hat und ein wenig ausfallend geworden ist.
Das könnte ja sogar im Büro funktionieren. Der Sprachassistent verzeichnet eine gereizte Stimmung im Raum und schaltet sich ein: „Liebe Kollegen, bitte haltet einen Moment inne, achtet auf eure Körpersignale und atmet tief durch. Nun schildert Ihr ohne Wertung den Sachverhalt aus eurer Sicht.“ Und wenn jemand zu lange spricht, unterbricht der Sprachassistent und weist ihn darauf hin, dass nun langsam der Kollege an der Reihe ist.
Eine Utopie? Keine Ahnung, was sich der Leiter der Audi-Akademie vorstellt in seiner Vision 2025 – angeblich läuft schon ein Pilotprojekt.
Bis es soweit ist, muss manches noch recht traditionell bewältigt werden. Der Bedarf an Weiterbildung, vor allem bezüglich der Inhalte, die direkt mit der Digitalisierung zu tun haben, steigt. E-Learning ist bei der jüngeren Generation beliebter als Präsenztraining, aber vieles ist nur eine eins zu eins Übertragung. Das ist für viele schlicht langweilig. Interessant: Bei einem Mittelständler (Elektro-Breitling) greifen die Mitarbeiter bei Fachfragen zum Telefon und rufen einen Coach an. Dieses Angebot soll eines der erfolgreichsten Weiterbildungsprogramme der Firma sein.
Einen ganz spannenden Ansatz finde ich den, der bei Continental gewählt wurde. Dort hat man 10.000 von 220.000 Mitarbeiter befragt, über welche Fähigkeiten sie in modernen Technologie-Disziplinen verfügen (Tools für Teams). Von den Befragten kamen 100.000 verschiedene Angaben – das klingt nach einer Menge Kompetenzen. Nur muss man damit dann auch etwas anfangen, wäre spannend zu erfahren, was der Konzern mit diesen umfangreichen Ressourcen gemacht hat – außer sich zu überlegen, was man dann noch schulen muss.
Man könnte zum Beispiel Kollegen bitten, ihr Wissen anderen Kollegen zur Verfügung zu stellen. Das könnte über Videos geschehen, in denen Mitarbeiter ihr Know How vor Ort demonstrieren. So wird der Mitarbeiter als Experte wahrgenommen und vielleicht auch so manche teure Maßnahme eingespart. Das Beispiel stammt auch aus dem Beitrag „Tools für Teams„.