5. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Rote Herzchen

KRITIK: Ein Beitrag in der wirtschaft + weiterbildung teilt meine Skepsis in Sachen Gamification, der Autor sieht aber durchaus Chancen, Gamification-Ansätze in HR-Projekten umzusetzen. Die Beispiele allerdings sind dürftig – ähnlich jenen, die uns die Nudging-Experten geben.

Anlass für den Beitrag (Gamification: Geheimwaffe oder Marketing-Gag?) war offenbar ein Workshop, bei dem Gamification-Ansätze bei HR vorgestellt wurden. Eine Erkenntnis des Autors: Bei aller Skepsis, was die Absicht derjenigen betrifft, die auf diese Weise Menschen „motivieren“ wollen, sieht doch einen Sinn darin, sich zumindest mal mit „Serios Play“ auseinander zu setzen und zu experimentieren. Zumal wir heute schon ständig mit Elementen von Spielen umgeben und von ihnen gesteuert werden, siehe die Likes bei Facebook oder der „Ball of Progress“ bei Linkedin, der uns anzeigt, wie weit fortgeschritten wir mit der Pflege unseres Profils sind.


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Ach so, denke ich, das ist also bereits Gamification. Die Visualisierung eines Prozesses bzw. des aktuellen Ergebnisses eines Prozesses. Dann sind also alle Grafiken, die man im Unternehmen einsetzt, um Umsätze und Kontostände, Unfallzahlen und Produktionsfortschritte anzeigen, auch schon Gamification.

Ein Interview mit der Anbieterin des Workshops verstärkt meinen Verdacht. Auf die Frage nach einem Beispiel für die Gamifizierung eines HR-Prozesses erläutert sie, dass ein Team stets seine Spesenabrechnungen zu spät abgab. Seitdem aber mit einem roten Herzchen auf einem Whitebord pro Team angezeigt wird, ob alle Abrechnungen korrekt und rechtzeitig eingegangen sind, hat sich das erwünschte Verhalten eingestellt.

Dass man von Spielen lernen kann, den Entwicklungsfortschritt anschaulich zu visualieren, glaube ich gerne. Und das ergibt ja auch ganz viel Sinn. Ein ähnliches Beispiel findet sich in einem Artikel im gleichen Heft über „Nudging“ (Verhalten ändern durch „anstupsen). Da erhielten Haushalte in den USA eine Aufstellung ihrer monatlichen Energiebilanz und die Vergleichszahlen der Nachbarschaft. Prompt sank der Stromverbrauch. Ist Stromsparen damit ein Spiel? Dann spielt auch mein Auto mit mir, indem es Sparen visualisiert – der Hybrid zeigt mir an, ob ich gerade spritsparend unterwegs bin oder ziemlich viel verbrauche.

Dann könnte man noch ganz viele Sachverhalte visualisieren. Das würde ich auch nicht als „unterschwellige Psychotricks“ bezeichnen, sondern als die Möglichkeit, die Folgen meines Tuns anschaulich rückgemeldet zu bekommen. Wenn man daran allerdings Belohnungen koppelt – so wie die Stadt Zürich wohl mal die Idee verfolgte, Fahrradfahrer mit einer Flasche Wasser zu belohnen, um das Fahrradfahren zu fördern – , wird es wieder schräg. Genau dann nämlich setzt die Steuerung durch Anreize ein. Dann fahre ich mit dem Rad in der Hoffnung, dass mir jemand mit einer Tüte Belohnungen begegnet statt mit der Idee, die Umwelt zu schonen und meine Gesundheit zu fördern.

Nun denn, lasst uns also weiter auf die Suche gehen nach Möglichkeiten, Konsequenzen unseres Verhaltens, die mitunter nicht direkt ersichtlich sind bzw. vielleicht erst viel später auftreten, sichtbar werden zu lassen. Wenn das mit Gamification gemeint ist, soll es mir sehr recht sein.

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