17. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Switch-Cost-Effect

INSPIRATION: Das ist mal ein anschauliches Bild: Stellen Sie sich vor, da steht eine Fußballmannschaft auf dem Platz und spielt um den Titel. Die Spieler tragen ihr Smartphone mit sich, während die Gegner ihr Gerät in der Umkleide gelassen haben. In regelmäßigen Abständen ertönt ein Signal und ein Spieler schaut auf seinen Bildschirm. Welche Mannschaft wird vermutlich gewinnen?

Absurde Vorstellung – schließlich sind wir keine Leistungssportler. Stimmt, aber mal 45 Minuten konzentriert an einer Sache arbeiten, das wäre schon gut, oder? Tun wir aber nicht, zumindest viele von uns. Stattdessen reagieren wir nicht nur auf Brumm- und Klingeltöne oder blinkende Signale, sondern greifen sogar willkürlich zum Smartphone, ganz einfach, weil wir das so gewohnt sind. Diese Unterbrechungen kosten uns nicht nur Zeit, sondern auch Leistung. Wie der Spieler, der sich nach dem Lesen der Nachricht erst mal umschaut, wo denn inzwischen der Ball gelandet ist.


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Ob das mit den auch hier wieder zitierten 23 Minuten stimmt (E-Mails sind schlimmer als Kiffen), die wir brauchen, um nach einer Unterbrechung wieder voll konzentriert arbeiten zu können, lass ich mal dahingestellt – ich denke, das hängt schon von der Art der Arbeit und dem Umfang der Störung ab. Ich zum Beispiel bin just in diesem Moment daran erinnert worden, ein Brot aus dem Backofen zu nehmen. Währenddessen habe ich weiter gedanklich über diesen Text nachgedacht – ich glaube nicht, dass ich 23 Minuten brauche, um wieder reinzukommen. Auf jeden Fall macht das Beispiel oben deutlich, worum es geht. Dass der durchschnittliche Büroangestellte selten mehr als 3 Minuten am Stück ungestört arbeitet, glaube ich durchaus.

Schlimmer als Cannabis

Wer noch nicht so ganz überzeugt ist – hier eine zweite Studie. Eine Testgruppe, die ungestört einen IQ-Test absolvierte, erzielte einen um 10% höheren Wert als jene, die ständig gestört wurde. Verständlich. Fun-Fact: Menschen, die Cannabis konsumiert hatten, schnitten nur 5% schlechter ab. Deshalb: „E-Mails sind schlimmer als Cannabis“.

Nun werden auch die Fußballspieler vermutlich unmittelbar nach dem Spiel wieder zum Handy greifen. Und dass wir auch Zeiten während der Arbeit haben, in denen wir uns um kurzfristig auftauchende Anfragen und Nachrichten kümmern müssen, ist auch klar. Daher lautet die Kernbotschaft mal wieder: Verschaffen Sie sich irgendwie Zeiträume, in denen die Störungen durch das Smartphone komplett ausgeschlossen sind. Ein vielleicht auf den ersten Blick seltsamer Tipp: Legen Sie sich einen Plastiksafe zu, in den Sie Ihr Handy legen. Dann stellen Sie den Timer am Safe auf die gewünschte Ruhezeit. Dann können Sie ihn erst wieder öffnen, wenn die Zeit abgelaufen ist, ansonsten besteht die einzige Chance darin, ihn zu zerstören. Interessante Anschaffung für Eltern …

Apps sperren

Wenn Sie es etwas weniger drastisch bevorzugen, hilft eine App namens „Freedom“. Hier können Sie andere Apps für einen beliebigen Zeitraum blockieren. Wenn Sie also mal eine Stunde keinen Zugang zu Whatsapp und auch keine Hinweise erhalten möchten, sperren Sie den Messenger-Dienst einfach – kurzzeitig oder auch mal für längere Zeit. Klingt durchaus reizvoll. Gibt es auch für Tablet und PC.

Ein weiteres Aspekt des Problems ergibt sich aus der Frage, wer uns das eigentlich antut? Wir selbst, schon klar. Aber wem nutzt das? Die Antwort kennen Sie vermutlich: Es sind die Anbieter, die nur ein Ziel haben: Unsere Aufmerksamkeit zu erobern. Je mehr, desto besser. Und dagegen sich zu wehren wäre eigentlich eine Aufgabe der Gesellschaft. Was viele gar nicht so erkennen: Dafür, dass wir all die schönen Bilder und Filmchen und Nachrichten-Schnipsel sehen dürfen, bezahlen wir mit unser Aufmerksamkeit und unserer Zeit. Die Konzerne nehmen diese und verkaufen sie weiter – an Werbetreibende oder Interessengruppen. Der Ausweg wären Abonnement-Modelle wie das von Netflix. In diesem Moment werden wir zu Kunden, die etwas für eine Leistung bezahlen und wo wir uns aktiv entscheiden, welchen Film wir konsumieren. Und die Anbieter müssten nicht jeden Schrott geschickt platzieren, sondern sich mit Qualität um uns bemühen.

Stellt sich die Frage, wer sie dazu bringt, die Aufmerksamkeitsmethode fallen zu lassen …

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