REZENSION: Sonja Kreye – Mini-Handbuch: Profitables Coaching-Business. Beltz 2020.
Wer träumt nicht davon, als Coach mit seinem Business soviel Geld zu verdienen, dass es reicht, und zwar für alles und noch viel mehr? Tatsache aber ist, dass das bisher nur wenigen gelingt. Sonja Kreye zeigt in ihrem „Mini-Handbuch“, wie es gehen kann. Dabei räumt sie direkt von Anfang an mit in der Coachingbranche beliebten „Vor-Urteilen“ auf. Profitabel ist Coaching nur bei B2B – also mit und bei Unternehmen? Keineswegs! Einzelsitzungen verkaufen? Eher unsinnig. Nur Begleitung, aber keine Ergebnisse versprechen? Lockt nicht genug.
Anzeige:
Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...
Sinnig hingegen: Spezialisierung auf ein Thema, eine Zielgruppe oder Nische. Ob man dabei in Unternehmen coacht oder Selbstzahler, ist egal, profitabel kann es immer werden. Auch was die Umsatzgrößen angeht, wird frühzeitig ein ganz anderer Verdiensthorizont aufgezogen: Mit einem einfachen „Kniff“ verdient man gleich mehr: Pakete schnüren ist der Weg zu mehr Umsatz, im Falle der Autorin im sechsstelligen Bereich … Und dabei ist die Autorin auch noch Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie wuppt ihr Business überall, wann und wo sie will.
Allerdings ist der Weg dahin schon auch mit Schweiß und viel Arbeit gepflastert: Man muss den Zielkunden und seine Bedürfnisse, Hindernisse und Themen genau erkunden. Dazu gibt es im Laufe des Buches wertvolle Tipps. Man sollte ein Programm entwickeln, Pakete definieren, die neben Einzel-Coachings auch Gruppen-Coachings, VIP-Tage enthalten – übrigens als „Premium“ klingt das alles besser. Wer online arbeitet, kann sein Angebot mit Videos, Podcasts, Online-Kursen zum Thema anreichern. Manches davon bereitet man einmal vor und verkauft es dann mehrfach.
Auch bei der Preisfindung geht es dann hoch her: Coaching ist was wert! Das gilt es dem Kunden klar zu machen. High-Price-Coaching, vor allem der Paketverkauf treibt den Umsatz: Jahresprogramme ab 10.000 Euro, da wird es einem als Leser schon blümerant. Klingt echt toll. Kreye schreibt dem coachenden Leser so einiges ins Stammbuch: Wie man Kunden gewinnt, wie man Preise verhandelt, dass man auch Angebotsfristen setzen sollte … nicht verkauft haben Sie schon! Limbeck lässt grüßen.
Und immer wieder: Ergebnisse anbieten, am besten noch in knackiger Form als Appetithäppchen: „In 7 Tagen zum Traumpartner“, „In fünf Schritten zur erfolgreichen Führungskraft“, „In sechs Tagen zum Traumjob“ … Der verkäuferischen Fantasie sind keine Grenzen gesetz. Klingt vollmundig? Da wird sich mancher Coach schaudernd mit einem Auge abwenden, das andere schielt auf den immer wieder beschriebenen Erfolg eines solchen Vorgehens.
Die Frage, die ich als Coach mir stelle: Will ich tatsächlich so meine Klienten gewinnen? Will ich aus allen Rohren „ballern“? In der Tat, das Buch ist randvoll mit guten und sinnvollen Tipps. Dennoch glaube ich, der Schuh passt so nicht jedem. Gut so. Dann bleibt auch genug für die, die sich und ihr Coaching so verkaufen wollen. Ich glaube, der Köder muss nicht nur dem Fisch schmecken. Der eine möchte lieber still an einem Teich sitzen, der andere Fliegenfischen im Sturzbach, der dritte dicke Fische auf hoher See angeln. Aber sich was abgucken, das kann man. Die Lektüre lohnt in jedem Fall!