15. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Vordenker des Social Entrepreneurship

INSPIRATION: Wenn eine Geschichte inspirierend ist, dann diese. Ein Angestellter des Arbeitsamtes beginnt Anfang der 80er-Jahre damit, in seiner Freizeit junge Menschen in Arbeit zu bringen. Inzwischen hat er seine Firma an seinen Sohn übergeben, und diese Firma besteht u.a. aus sechs Berufsschulen, drei Montessori-Schulen, einer Jugendherberge, einem Hotel, 13 Drogenhilfe-Einrichtungen, einem landwirtschaftlichen Betrieb und einer Kita (Der gute Mann vom Arbeitsamt).

Eine seltsame Mischung? Wohl wahr, aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Es war die Zeit, in der viele Jugendliche keine Arbeit fanden und in der Arbeitslosigkeit versanken. Mit der Folge, dass sie sich nichts zutrauten. Günter Brandmiller gründete einen privaten Kreis, dort entstand die Idee, ein Haus zu bauen. Die eigentliche Idee: Wer daran mitwirkte, sollte spüren, dass er zu etwas gut ist. Dabei war klar: Der Job sollte einen echten Zweck haben, und die Spielregeln mussten eingehalten werden. Die Sache war ernst.

Das damalige Projekt war eine Zooschule für den Augsburger Tierpark. Neben den arbeitslosen Jugendlichen wirkte ein „Trupp alter Hasen“ mit, die „noch zu jung für die Rente sind, aber nicht mehr fit genug, um der permanten Belastung im Arbeitsalltag standzuhalten“. Die jungen Leute entwickelten sich so gut, dass sie rasch in echte Betriebe vermittelt werden konnten, so mussten immer wieder neue beim Arbeitsamt angefordert werden. Zwei Jahre später, mit Fertigstellung des Gebäudes, hatten 160 von 200 Arbeitslosen eine Lehrstelle oder einen festen Job. Eine beeindruckende Quote.

Die Basis: Echte Aufträge

Weitere Projekte folgten, beim Bau eines Jugendtreffs ist die Vermittlungsquote 80%. Die Gruppe gründete einen Verein, die Lehmbaugruppe, und bot Deutschkurse für Aussiedler an und begann, die Gebäude, die sie bauten, selbst zu nutzen. Zum Beispiel eine Kita, die man anschließend selbst betrieb. Weitere Einrichtungen waren eine Rehaklinik für Suchtkranke und eine therapeutische Einrichtung zur Wiedereingliederung sowie ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Hofladen in den Mauern eines ehemaligen Klosters. Dabei betrug die Vermittlungsquote 100%.

Eine grandiose Erfolgsgeschichte. Dass aus dem Verein ein profitables Sozialunternehmen wurde, lag an politischen Entscheidungen. 2012 wurden die ABM-Maßnahmen (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) eingestellt, die damals die Basis der ganzen Bauprojekte waren. Im Zuge des Fachkräftemangels wuchs ein anderes Feld, eine Technikerfortbildung, zu einer der größten Technikerschulen Bayern heran, dazu kam eine Fachschule für Erzieherinnen und für Pflegekräfte. Auch eine beeindruckende Geschichte. Aber der Senior trauert den Zeiten nach, in denen er nützliche Häuser baute. Auch wenn sich in den Schulen die Ausbilder bemühen, mit ihren Auszubildenden echte Aufträge zu bearbeiten, ist das offensichtlich nicht das Gleiche. Schade eigentlich.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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