INSPIRATION: Können wir heute so entscheiden, dass wir die Probleme der Zukunft lösen? Könnten wir, aber es fällt uns ungeheuer schwer. Wir wissen um den Fachkräftemangel, um die Klimaerwärmung, um die drohende Altersarmut. Wir wissen auch, dass Zucker und Nikotin uns in der Zukunft unsere Gesundheit kosten – aber wir unternehmen nichts. Warum ist das so?
Wir sind uns selbst egal, sagt Henning Beck (Hirn auf Abwegen). Damit meint er unser zukünftiges Ich, denn das „hat gegenüber dem gegenwärtigen einen schlechten Stand.“ Weil es für unser Hirn so abstrakt ist wie eine fremde Person. Also ignorieren wir wissenschaftliche Erkenntnisse, schieben unangenehme Aufgaben vor uns her – „soll sich doch unser zukünftiges Ich darum kümmern.“
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Dazu kommt der Status-quo-Bias. Wir halten gerne an dem fest, was wir kennen, was schon lange existiert. Ist irgendwie auch sinnvoll, denn das spart Zeit und Energie. Wenn wir den vertrauten Bahnen folgen, müssen wir nicht jeden Schritt überprüfen – so etwas nennt man Gewohnheiten. Kommt etwas Neues, wird es erst mal kritisch hinterfragt oder sofort abgelehnt.
Rückblick aus der Zukunft
Lässt sich daran überhaupt etwas ändern? Ja, aber nicht, indem man dagegen ankämpft, sondern die menschliche Vorstellungskraft nutzt. Wir können nämlich die Perspektive wechseln, uns also zum Beispiel konkret vorstellen, wie wir in einigen Jahren leben werden. Dann plötzlich wird unser zukünftiges Ich realer. Und wir können aus dieser Zukunft zurückblicken. Zum Beispiel, indem wir uns die Frage stellen: Was wäre wohl die beste Entscheidung, die ich heute treffen kann? Oder: „Wie müsste ich mich verhalten, damit ich in Zukunft rückblickend wagen kann, ich habe mein Bestes gegeben?“ (Setzen Sie sich keine Ziele).
Bittet man Menschen, sich ihre Zukunft konkret vorzustellen, kümmern sie sich mehr um ihr zukünftiges Ich. Sie sorgen cleverer vor und verhalten sich sozialer. Aber es ist aufwendig, kostet Energie und Zeit. Ich habe kürzlich mit einem jungen Menschen einige Stunden verbracht und ihn dabei unterstützt, sich seinen Alltag in fünf Jahren vorzustellen. Tatsächlich wurde dabei sehr deutlich, welche Konsequenzen diese Vorstellung für Entscheidungen von heute hat, das Ergebnis waren etliche sehr reale To-Dos für die kommenden Tage. Faszinierend.
Beck erläutert in der Quelle (Hirn auf Abwegen) weitere typische Denkfallen. Eine Erkenntnis ist besonders besorgniserregend: Dummheit hat nicht unbedingt etwas mit Intelligenz oder Bildung zu tun. Eine Studie über die Verbreitung von Informationen zeigt, dass seit 2000 immer weniger mit Fakten, stattdessen mit subjektiven Erfahrungsberichten argumentiert wird. Vor allem, um die eigene, mühsam erworbene, Position nicht aufgeben zu müssen. Nicht wissenschaftliche Fakten prägen unsere Einstellung, sondern vor allem die Tatsache, ob unsere Ansicht mit unserem sozialen Umfeld übereinstimmt. Bitter …
Ein Gedanke zu “Zukunftsignoranz”