7. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Wichtige Schlüsselfunktion

INSPIRATION: Die Auftragsklärung mit den beteiligten Konfliktparteien hat eine wesentliche Schlüsselfunktion für das Gelingen einer Mediation. In ihr werden die Weichen gestellt, dass sich die Betroffenen überhaupt auf das Verfahren einlassen. Entscheidend ist, dass die Konfliktparteien einen möglichen Gewinn für sich erkennen können. Die Methode der Wahl für die Mediatorin: Fragen stellen.

Im 1. Teil einer neuen Serie mit dem Titel „Blickwechsel“ stellt die Autorin acht Ansatzpunkte vor, die den Einstieg in eine Mediation erleichtern – aber im Zweifelsfall auch dazu führen, dass die Vermittlung eben nicht zustande kommt (Alle Mann an Bord?).


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8 Faktoren und Fragen

  1. Vertrauen in die Mediation erzeugen: Da sich die Konfliktparteien zumindest darauf verständigen konnten, eine Mediation zu versuchen, hat die Mediatorin einen Ansatzpunkt für eine gewisse Einigungsbereitschaft. Diese Fragen können die Bereitschaft noch erhöhen:
    Wie haben Sie es geschafft, sich auf die Mediation und mich als Mediatorin zu verständigen? Was funktioniert aktuell noch gut zwischen Ihnen? Angenommen, der Konflikt sei gelöst: Was wäre dann für sie gewonnen? … Wie würde dieser Zustand für Sie sein? … Womit würden Sie sich dann beschäftigen? … Wer in Ihrem Umfeld würde davon noch profitieren?
  2. Über den eigenen Schatten springen: Die Parteien sind in einem emotional wackeligen Zustand und müssen sich sehr überwinden, sich auf den Prozess einzulassen. Diese Fragen helfen ihnen, über den eigenen Schatten zu springen:
    Was an Aufwand, Zeit, Geld, Entgegenkommen sind Sie bereit zu investieren? Was kostet Sie das Fortbestehen des Konflikts? Was glauben Sie, erwartet Ihr Partner von der Mediation? Was würde ihm helfen, in einen konstruktiven Dialog einzusteigen? Was könnten Sie hier einbringen, damit dies gelingt? Was wünschen Sie sich von Ihrem Gegenüber? Wer verspricht sich noch etwas davon, dass Sie heute hier sind? Worauf konnten Sie bisher in schwierigen Situationen bauen?
  3. Vertrauen in die Mediatorin ermöglichen: Es ist ganz normal, dass die Parteien den Mediator genau unter die Lupe nehmen. Sie wollen sehen, wie er sie behandelt, was er aushält, wie er mit schwierigen Situationen umgeht und durch was er sich aus der Ruhe bringen lässt. Mit diesen Fragen hilft er ihnen, ihn besser kennen zu lernen oder die eigenen Wünsche und Befürchtungen zu adressieren:
    Wie sind Sie auf mich gekommen? Was lässt Sie annehmen, dass ich der Richtige bin? Wie kann ich die Gespräche unterstützen? Was sollte ich lieber nicht tun?
  4. Beziehungen zu allen Beteiligten herstellen: Es ist klar, dass die Parteien sehr skeptisch sind und Zweifel haben. Diese dürfen nicht übergangen oder heruntergespielt werden. Wenn sie geäußert werden, gilt es, sie ernst zu nehmen und zu hinterfragen:
    Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, dass …? Was verstehen Sie darunter? Was würden Sie sich stattdessen wünschen?
  5. Sicherheit vermitteln: Bei den Konfliktparteien herrscht in der Regel eine große Unsicherheit, also muss die Mediatorin eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Meist ist eine Partei von dem Verfahren überzeugt, aber die andere benötigt die Sicherheit, dass sie in den richtigen Händen ist. Dabei helfen Hinweise wie:
    Prüfen Sie bitte, ob Sie sich vorstellen können, mit mir zu arbeiten, das werde ich auch tun. Entscheiden Sie sich bitte erst nach diesem Gespräch jeder für sich.
  6. Die Wahrheit der Situation ansprechen. Es sollten natürlich auch keine falschen Hoffnungen geweckt werden, jedem muss klar sein, dass das Verfahren Grenzen hat und auch scheitern kann. Dies sich bewusst zu machen, ist das Ziel der folgenden Fragen:
    Was spricht gegen die Mediation? Was müsste ich bzw. Sie bzw. Ihr Gegenüber tun, damit die Gespräche scheitern bzw. alles noch schlimmer wird? Wie könnte sich das Anliegen von allein erledigen? Was spricht dagegen, dass Sie beide sich einigen? Und was geschieht, wenn hier keine Einigung erzielt wird?
  7. Selbstklärung ermöglichen: Wichtig ist, dass die Parteien sich am Ende der Auftragsklärung sicher sind, mit der Mediation ihre Ziele erreichen zu können. Aber sind sie sich auch ihrer eigenen Ziele bewusst? Es könnte ja auch sein, dass sie z.B. gar keine Einigung möchten. Hier helfen diese Fragen:
    Warum haben Sie sich gerade jetzt gemeldet? Was möchten Sie erreichen, damit Sie am Ende sagen können, es hat sich gelohnt? Was möchten Sie mindestens, was maximal erreichen? Was würde sich als erstes ändern, wenn unsere Arbeit erfolgreich wäre? Woran würden Sie (und wer noch?) merken, dass das Ziel erreicht wurde?
  8. Ausstiegsszenario zum Thema machen: Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, kann es sehr entlasten, wenn die Parteien sich Gedanken über die beste Alternative zur möglichen Einigung machen. Diese Alternative kann in Einzelgesprächen konkretisiert und ausformuliert werden, so dass die Parteien wissen, was ihnen blüht, wenn die Mediation scheitert. Das hilft auch, mögliche Ergebnisse daran zu messen und sich zu entscheiden. Unterstützende Fragen sind:
    Was wäre für Sie das schlimmste Ergebnis? Was darf auf keinen Fall passieren? Was geschieht, wenn nichts geschieht?

Eine Mediatorin, die all diese Punkte in der Auftragskärung anspricht, riskiert natürlich, dass die Parteien sich anders entscheiden und auf die Mediation verzichten (bzw. zu einem Kollegen gehen). Aber das ist allemal besser als sie nicht transparent zu machen und dann vor Probleme in der Mediation gestellt zu werden.

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