27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Agil waren sie schon immer

Während alle Welt von den neuen Arbeitsformen spricht, hat die Brand eins ein Unternehmen gefunden, das schon längst so arbeitet. Kein Zufall, dass es aus der IT-Branche stammt. Wie immer macht auch diese Geschichte Lust auf mehr.

Die Rede ist von einem Hamburger Software-Unternehmen namens Freiheit.com, das ein Paar schon Ende der 90er Jahre gegründet hat und das alle Auf und Ab’s der New Economy-Achterbahnfahrten überstanden hat, während andere längst in der Versenkung verschwunden sind.

Gleich mehrere Dinge fallen bei der Geschichte auf (Hart, aber herzlich): Das Paar teilt sich die Aufgaben – er ist nach wie vor der Fachmann, Entwickler, Visionär, der sich mit den Technologien beschäftigt und immer noch selbst programmiert. Sie kümmert sich um das Geschäftliche und die Organisation. 90% der Mitarbeiter sind Fachleute, die administrativen Aufgaben sind auf das Nötigste beschränkt – deshalb gibt es auch keine Personalabteilung.

Das Credo der Unternehmer: Man braucht zwei Dinge, um erfolgreich zu sein: Eine Sache, die man richtig gut kann (in diesem Fall ist es die Software-Entwicklung), zum anderen die Fähigkeit, sich ständig anzupassen. Bei Freiheit.com gibt es flexible Arbeitsgruppen, die man dort Factions nennt. Sie machen sich Gedanken über die Zukunft und die Veränderungen, die zu erwarten sind. Sie kümmern sich auch um Neueinstellungen. Ein agiles Unternehmen, lange bevor der Begriff zum Hype wurde …

Was mir aber besonders gefallen hat, ist die Philosophie, die beim Thema Mitarbeiterbindung verfolgt wird: Es gibt keine Kickertische, keine Bierkühler, keine Masseure, die die Mitarbeiter am Arbeitsplatz kneten. Wobei ich einen neuen Begriff gelernt habe: Perks – so nennt man wohl derartige Vergünstigungen. Bei Freiheit.com hält man diese für Schmerzensgeld – genauso sehe ich das auch. Stattdessen bietet man die Möglichkeit, selbstständig zu entscheiden und stetig Neues zu lernen – ein Grundmotiv von Entwicklern. Klingt doch schwer nach New Work, oder?

Ach, noch eins: Man wächst langsam, weil man auch pro Jahr nur wenige neue Leute einstellt. Da hatte man schlechte Erfahrungen gesammelt, als das Unternehmen mal zu schnell wuchs. Das bekam der Kultur nicht, inzwischen ist man vorsichtiger geworden. Und schließlich: Dass ein Paar, das privat zusammen ist, gemeinsam ein Unternehmen führt, wird hier als Vorteil gesehen. Daraus eine Regel abzuleiten, wäre sicher nicht klug. Wer mehr erfahren möchte, findet im Netz einen Image-Film.

Im gleichen Heft gibt es übrigens die Geschichte der Modefirma Closed, ebenso spannend. Auch wenn hier kein Paar das Unternehmen führt, so doch drei Freunde. Ähnlich wie bei Freiheit.com ist hier die Rede von einem Markenaufbau, der „langsam und geduldig“ verläuft und so ganz anders daherkommt, als das heutzutage im großen Geschäft der Start-ups gepredigt wird. Kann eine Modefirma tatsächlich überleben, wenn sie in Italien bei Familienbetrieben fertigen lässt und langjährige Lieferantenbeziehungen pflegt, statt immer weiter zu den günstigsten Zulieferern zu wechseln? Hoffentlich …

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