16. Januar 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Agile Karrieren

INSPIRATION: Das klingt gut: Angeblich, so der Vertreter eines Software-Unternehmens, interessiert einen Entwickler überhaupt keine Karriere, welche das auch immer sein könnte. Er will „richtig geilen Scheiß“ machen können. Ist das ein Trend? Und wenn ja – was bedeutet das für die Personalentwicklung?

Ich verfüge zwar nicht über die Daten, von denen in dem Beitrag im Personalmagazin (Lässt Agilität eine Karriere zu?) die Rede ist, aber ein Teil der jungen Leute, die ich kenne, ticken in der Tat so.  Softwareentwickler wollen sich selbst verwirklichen, sich als Blogger einen Namen machen, Entwicklerkonferenzen im Ausland besuchen können, Auszeiten nehmen können für eigene Projekte, die modernste technische Ausstattung, so viel Urlaub wie sie wünschen usw. Und eben nicht „Head of Irgendetwas“ werden.


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Entsprechende Unternehmen, bei denen Jobtitel und Visitienkarten abgeschafft sind, gibt es immer mehr. Der Versuch, die klassische Karriere durch „Fachtitel“ wettzumachen, geht nach hinten los. So etwas wie „Junior-Entwickler“, „Senior-Experts“ und ähnliches sorgt eher für Frust und wird von vielen als Abstufung verstanden. Einer Beziehung auf Augenhöhe stehen sie im Weg – nachvollziehbar.

Bleibt natürlich, wie immer in solchen Fällen, die Frage nach dem Gehalt. Und schon wieder denken die Personaler und Berater in alten Kategorien. Bei den einen (SAP) soll der Chef nun regelmäßig Rückmeldung geben und Zusatzleistungen und Gehaltserhöhungen festlegen. Ein Berater kann sich vorstellen, dass die Leistungsbeurteilungen nun vom Team für jedes Mitglied vorgenommen werden. Dass man vielleicht auch ohne traditionelle Leistungsbeurteilungen auskommt – sich das vorzustellen, fällt dem Personaler offenbar richtig schwer.

„Aber wie soll man dann ein angemessenes Gehalt festlegen?“, kommt darauf mit Sicherheit als Frage. Eine Prämie fürs Team, die von diesem selbst verteilt wird, lautet eine Idee, die wohl bei SAP tatsächlich genutzt wird. Das Team am Erfolg beteiligen, wäre die andere Antwort. Die Mitarbeiter fragen, was sie als angemessene Gegenleistung betrachten, wäre meine bevorzugte Vorgehensweise. Ich weiß, das ist schwierig. Aber wenn eine „agile Karriere“ tatsächlich, wie hier dargestellt, so etwas wie ein „ständiger, gewollter Rollenwechsel“ ist, dann muss man doch ohnehin mit jedem reden, welche Aufgaben zu welchem Preis ihn reizen…

Übrigens, dass die jungen Leute nicht an Aufstieg und Titel interessiert sind, ist nur ein Teil der Wahrheit. Es gibt noch jede Menge, die von der Konzernkarriere träumen und glauben, Führungspositionen seien etwas Tolles. Und dass diejenigen, die statt mit dem dicken Auto und dem tollen Titel protzen zu können, ihrem Kollegen vorschwärmen, welch „geilen Scheiß“ sie in ihrem Unternehmen machen dürfen, nicht aufs Geld schauen, ist auch eher ein Märchen. Ich vermute, so mancher träumt sogar vom ganz großen Wurf, dem eigenen genialen Projekt, das ihn zum Millionär machen wird. Wobei sich das vielleicht auch irgendwann wieder beruhigt…

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