12. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Anderes Weltbild

INSPIRATION: Da kommt man ins Grübeln. Wird die Digitalisierung die Welt tatsächlich so dramatisch verändern, wie uns alle glauben machen wollen? Wir hören das so oft, dass kaum jemand noch wagt zu widersprechen. Und deshalb jede neue Idee made in USA kopiert wird. Dabei wird übersehen, dass dort ein völlig anderes Weltbild gepflegt wird.

In einem klugen Artikel erklärt Friederike Müller-Friemuth (Human digitalisieren), dass wir uns leider nicht klarmachen, welches Welt- und Menschenbild die Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley vertreten. Es ist ein „extrem regelungstechnisches„, man ist der festen Überzeugung, dass man alles funktionalisieren, kausalisieren und berechnen kann und sollte. Alles ist danach letztlich messbar, irgendwann können Chips Gedanken lesen, sie aufzeichnen, auswerten und hierauf reagieren. Indem sie den Menschen wie bei Maschinen Daten liefern, auf deren Basis diese dann sich selbst optimieren und ihre Leistung kontinuierlich steigern.


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Wenn man erst einmal sämtliche Daten erheben kann, dann wird man auch mittels Big Data Analysen herausfinden, wie man Verhalten und Denken steuern, lenken, „anschubsen“ kann. In der Tat, das ist offenbar der Traum: Wir bekommen ununterbrochen Daten über unsere Leistung, sei es aus der Vergangenheit, über die Bewertung durch andere oder dank direkter Messung mit Hilfe von Apps auf unserem Smartphone, und anschließend auch sofort Tipps und Hinweise, wie wir besser werden können.

Damit wir uns in die richtige Richtung bewegen, untersuchen „behavioral economics“, wie wir entsprechend geschubst werden können, ohne dass uns das bewusst wird.

Klingt arg übertrieben? Finde ich nicht. Unbegrenzte Rechenkapazität und immer schnellere Prozessoren feuern diese Vision an, und die Drohung für jedes Wirtschaftsunternehmen lautet: Wenn Ihr nicht mitmacht, wird es euch irgendwann nicht mehr geben.

Was tun? Darüber nachdenken, was wir eigentlich wollen. Wäre nicht schlecht. Diese Vision passt laut der Autorin in der managerSeminare auch nicht in das europäische Welt- und Menschenbild. Wie sind „nicht besonders scharf darauf, genudget und geframt zu werden.“ Sie plädiert dafür, „die Digitalisierung ganz bewusst in ein humanes Leitbild einzubetten„. Und das fordert sie vor allem vom Personaler bzw. vom Personalentwickler.

Mal ins Praktische übersetzt: Bevor man viel Geld in eine App investiert, über die Mitarbeiter von ihren Kollegen bewertet werden, große Skilldatenbanken aufbaut und Mitarbeitern Entwicklungsmaßnahmen vom Algorithmus vorschlagen lässt, seine Weiterbildungsaktivitäten erfasst und daraus Rankings erstellt, eben genau diese Frage stellen: Wollen wir das wirklich? Und welche Alternative gibt es? Vor allem: Müssen wir sofort auf den Zug aufspringen?

Ob es realistisch ist, eine alternative Vision von der digitalen Zukunft zu entwickeln? Eine, in der wir nicht komplett vermessen und gesteuert werden von Systemen, die den technischen Fortschritt nicht in den Mittelpunkt stellt, sondern ihn als Mittel nutzt auf dem Weg zu dem Leben, das wir leben wollen? Wäre eine sehr große Aufgabe, aber im Moment überlassen wir offenbar die Visionen anderen.

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