PRAXIS: Sind Sie auch manchmal genervt, wenn junge Leute im Team bei Ihren Äußerungen die Augen verdrehen und Ihnen damit zeigen, was Sie von Ihnen halten? Oder umgekehrt: Dass ältere Kollegen Sie abkanzeln und Ihnen die nötige Erfahrung absprechen?
Es gibt sie, die Generationenunterschiede. Laut einer Studie haben junge Leute, auch Generation Z genannt, tatsächlich andere Wertvorstellungen als z.B. die Generation Babyboomer (wobei ich nach wie vor glaube, dass viele der Älteren ähnlich ticken, aber nicht die Chance hatten oder sich nicht trauten, ähnliche Erwartungen an ihr (Berufs-)leben zu stellen). Angeblich suchen die Jüngeren vor allem sinnvolle Tätigkeiten, die Älteren erwarten Karriere und Aufstieg („Babyboomer erwarten Ehrerbietung„).
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Nur: Es bringt herzlich wenig, die Stereotype zu hegen und zu pflegen. Nicht die realen Unterschiede sorgen für Konflikte, sondern eher die Vorstellungen über den anderen. Wenn ich den genervten Gesichtsausdruck registriere und denke: „Ah, der hält mich alten Mann wieder für risikoscheu, dabei hat er noch gar keine Erfahrung!“, dann begehe ich einen „fundamentalen Attributionsfehler“ – ich schreibe das Verhalten des anderen seiner Zughörigkeit zu einer bestimmten Altersgruppe zu bzw. seiner Persönlichkeit statt der Situation. Machen wir alle gerne: Verhält sich jemand in einer bestimmten Art und Weise, liegt es an seiner Person. Machen wir es selbst, liegt es an den Umständen.
Tipps
Statt sich über die andere Generation zu beklagen, könnte man sich auch an den folgenden Tipps orientieren (Mach keinen Ärger, Alter!):
Neugierig sein: Wenn etwas nicht so läuft, wie ich es gerne hätte, könnten ich mit solchen Fragen an die Sache herangehen: Was unterstelle ich der anderen gerade? Was könnte ich selbst beigetragen haben? Was könnte (abgesehen vom Alter) noch zu dem Verhalten geführt haben?
Unterschiede akzeptieren: Es gibt nun mal Unterschiede zwischen Menschen – egal, woher sie rühren: Der eine möchte den Status quo erhalten, der andere strebt nach Veränderung; der eine hat seinen Lebensmittelpunkt im Job, der andere in der Familie, die eine liebt neue Technologien, die andere weniger usw. Nehmen Sie diese Unterschiede hin und vergessen Sie das Alter.
Das konkrete Problem angehen: Auch hier wieder – wozu über den Altersunterschied räsonieren? Fragen Sie sich: Was ist zu tun, um mein Ziel zu erreichen? Wenn der andere seine Aufgaben nicht bearbeitet, ist DAS Ihr Problem, nicht sein Alter.
Vorurteile ansprechen: Klingt spannend. Sie könnten z.B. bei einem Problem sagen: Wir haben offenbar unterschiedliche Vorstellungen, und es wäre einfach, diese auf den Altersunterschied zu schieben. Das möchte ich aber nicht. Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig einfach direkt auf ein Problem ansprechen und es nicht auf das Alter schieben?“
Gemeinsamkeiten betonen: Gemeint ist z.B. den Älteren zu fragen, wie es ihm ergangen ist, als er jung war. Oder die Jüngere, wie es sich anfühlt als Neuling im Job. Und dann zu schauen, wo es Gemeinsamkeiten gibt. Oder den anderen auch mal um Rat zu fragen.
Das Ziel in den Fokus stellen – immer ein guter Ansatz: Wenn es knirscht, darüber reden, wie man am besten das gemeinsame Ziel erreicht und wie jeder dazu beitragen kann.
Zusammenarbeit klären: Es ist nun mal so: Der eine arbeitet lieber von zu Hause, der andere im Büro. Der eine mag Telefonieren, der nächste eMail, die dritte Chatnachrichten. Da bietet sich an zu klären, wie man sich koordiniert. In einem Beispiel erarbeitete ein Team ein „Benutzerhandbuch“, in dem festgehalten wurde, welche Präferenzen die einzelnen Mitglieder haben. Kein Regelwerk, sondern eine Orientierungshilfe.