KRITIK: Dass ich nicht viel von diesen Generationen-Typologien halte, habe ich schon häufiger kundgetan. Nun lese ich, dass Arbeitgeber schnell lernen sollten, die Generation Z zu verstehen, weil sie sonst ernsthafte Probleme bekommen, Mitarbeiter zu finden. Und deshalb 20-jährige Berater engagieren. In der Tat: Ein junger Mann hat offenbar zwei unterhaltsame Bücher über seine Gleichaltrigen geschrieben, nun reist er durch das Land und erklärt den Unternehmen, wie diese ticken.
Was mag das so alles sein, was die jüngste Generation so besonders macht? Sie ist in einer Zeit aufgewachsen, in der Terroranschläge wie der vom 11. September 2001 die Medien beherrschten, die Finanzkrise die Welt erschütterte, die Demokratie in eine Krise gerät und ein US-Präsident eine Lüge nach der anderen verbreitet. In dem Beitrag der Wirtschaftswoche (Firmen vor der Greta-Frage) ist von einer „gefühlten Dauerkrise“ die Rede.
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Keine Ahnung, was das nun mit der jungen Generation gemacht hat. Aber ich weiß auch nicht, was der kalte Krieg, der Vietnamkrieg, der Balkankrieg, die Irakkriege oder der Fall der Mauer mit den Vorgänger-Generationen gemacht haben. Jede Generation hatte ihre Bedrohungen.
Kategorie: Generation
Was macht die letzte sonst noch aus? Sie ist mit dem Internet aufgewachsen und den Internet-Ikonen Google, Facebook, Whatsapp und Wikipedia. So wie andere mit VW und Mercedes. Was bedeutet das? Dass sie sicher kein Lexikon mehr aufschlagen, wenn sie etwas nicht wissen, sondern in ihr Smartphone schauen (was vermutlich jetzt auch alle anderen Generationen machen). Aber was noch?
Jetzt wird es interessant: Weil sie gewohnt ist, dass alles, was sie tut, mit Smileys und nach oben gereckten Daumen bewertet wird, wünscht sie sich dauernd Feedback. Folge der exzessiven Sozial-Media Nutzung. Aber nicht nur das: Es soll ausschließlich positiv sein, sonst kann es „schon passieren, dass nach einem vorsichtig kritischen Gespräch ein junger Mensch vor einem in Tränen“ ausbricht. Echt jetzt? Man könnte auch meinen, sie sei es gewohnt, mit Hass zugeschüttet zu werden nach jedem Posting und deshalb ganz hart im Nehmen ist.
Weiter geht es: Die junge Generation engagiert sich, geht wegen des Klimawandels auf die Straße und engagiert sich. Ist sie politischer als andere Generationen? Glaube ich nicht, es gab schon immer die Engagierten und diejenigen, denen Politik und der Zustand der Welt egal war. Sie ist viel sicherheitsbewusster und heimatverbundener, von Mobilität kann nicht die Rede sein. Wirklich? Und sie hat eine andere Vorstellung von Arbeit, es geht ihr weniger um Status, Macht und Geld. Stattdessen um Sinn und Spaß an der Arbeit.
Soll wohl heißen: Liebe Arbeitgeber, sorgt für sichere Arbeitsplätze und sinnvolle Tätigkeiten. Wenn das die Folge der Generationen-Diskussion ist, soll es mir nur recht sein.
Der Einfluss der Eltern
Aber eine Sache fand ich dann doch spannend: Arbeitgeber berichten, dass der Einfluss der Eltern immer größer wird. Manche kommen inzwischen mit zum Vorstellungsgespräch. Da hat sich offenbar die Vorgänger-Generation geändert und versteht ihr Elterndasein anders. Ob da etwas dran ist?
Zurück zum Anfang: Offenbar tatsächlich anders ist, dass Unternehmen jetzt 20-jährige Berater bezahlen, damit diese ihnen erklären, wie ihre Altersgenossen ticken. Da hat ein cleverer junger Mann verstanden, wie die Beraterbranche funktioniert: Man behaupte eine Bedrohung, schreibe dazu ein Buch und mache daraus anschließend ein Beratungsprodukt. Manches ändert sich eben doch nicht.