KRITIK: Angeblich bietet die Digitalisierung den Personalentwicklern und Trainern einige Möglichkeiten, die „persönliche Entwicklung von Mitarbeitern“ zu unterstützen, nur werden sie nicht häufig genug genutzt. Es gibt vier Erfolgsfaktoren, die zu berücksichtigen sind (Trainingserfolge steigern), behaupten ein Personalentwickler von Siemens und der Marketing Chef eines Start-ups, das eine entsprechende App anbietet.
Digitalisierung im Trainingsbereich sei mehr als das Versenden der Seminarunterlagen per Mail oder diese online zur Verfügung zu stellen. Vielmehr sollten vier Regeln berücksichtigt werden:
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logic systems versteht sich als IT-Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung betriebswirtschaftlicher Softwarelösungen. Seit 1993 ist die Entwicklung von PC-gestützten Unternehmensplanspielen eine der Kernkompetenzen des Unternehmens. Zur Webseite...
- Es gilt, ein reales Problem der Mitarbeiter zu lösen. Nehmen wir ein Beispiel aus einem anderen Umfeld. Ich erhalte ein Dokument und möchte es elektronisch weiter verarbeiten. Eine App auf meinem Smartphone ermöglicht mir genau das: Schnell fotografiert, nachbearbeitet, abgelegt – perfekt. So sollte auch eine Trainings-App ein Problem lösen. Nur was ist das Problem von Seminarteilnehmern? Antwort: Die Umsetzung des Gelernten im beruflichen Alltag. Wirklich?
Bei einem Fachtraining, bei dem ich neue Anwendungen erlernt habe, mag es helfen, wenn ich in einer bestimmten Situation bin und nicht mehr weiß, wie man etwas löst, per Seminar-App die Lösung abrufen kann. Aber auch bei Verhaltenstrainings? Können Apps helfen, die Motivation aufrecht zu erhalten, zum Beispiel bei drohenden Konflikten frühzeitig ein entsprechendes Gespräch zu führen? Wie genau soll das aussehen?
- Die Methode sollte unterhaltsam sein – Stichwort „Gamification“. Hier wird als Beispiel eine Jogging-App genannt, die ermöglicht, dass man Vergleiche ziehen und täglich seinen Fortschritt erfassen kann. Stelle ich mir beim Softskill-Training auch alles andere als einfach vor.
- Die digitale Lösung schon ins Training integrieren. Das ist zweifellos sinnvoll, aber alles andere als neu. Wo ist der Unterschied zu einem Lerntagebuch, das man schon während des Seminares führt, seine Ziele notiert und dann anschließend weiter pflegt? Natürlich ist es wenig sinnvoll, erst nach dem Training den Teilnehmern eine App in die Hand zu drücken und sie aufzufordern, diese zu nutzen.
- Die Hürden für die Nutzung reduzieren. Hier ist die Rede von der intuitiven Bedienbarkeit. Oder von einer „initialen Aktivierung über ein kleines Geschenk, das die Teilnehmer zu Beginn der Schulung erhalten,“ zum Beispiel ein kleine Box, wie man das von hochwertigen Versandhändlern kennt. So einfach ist das – eine App verpackt als hochwertiges Geschenk erhöht die Wahrscheinlichkeit der Nutzung …
Ich gestehe, dass ich nicht sonderlich beeindruckt bin. Konkretere Hinweise bieten die Autoren nicht, vermutlich muss man sich dann schon beim Anbieter der App erkundigen. Was mich vor allem nachdenklich stimmt: Eine App benutze ich, wenn ich tatsächlich einen konkreten Bedarf habe. Sei es, dass ich ein Taxi brauche, eine Information benötige, Wertpapiere kaufen will, ein Dokument scannen möchte, das Wetter der nächsten Tage in Erfahrung bringen möchte, mit einem Freund Kontakt aufnehmen will. Vielleicht noch, wenn ich mich zum Joggen aufraffe, um die Strecke zu messen, weil ich wenigstens etwas von der Qual haben möchte. Aber bei welchem Trainingsinhalt lässt sich ein solcher Bedarf konstruieren?