PRAXIS: Wo findet die eigentliche Arbeit statt: Im Workshop oder schon in der Vorbereitung? Vielleicht ist die Frage falsch gestellt, denn Workshops haben oft nicht nur inhaltliche Ziele, sondern sollen häufig auch dysfunktionale Muster aufdecken. In der Wirtschaft + Weiterbildung reagieren zwei Autorinnen auf einen älteren Beitrag (siehe „Vorher und Nachher“), in dem Beraterkollegen dafür plädieren, so viel wie möglich vorab in Einzelgesprächen zu klären.
Zu Recht verweisen hier die Autorinnen (Mit der Teamdynamik statt gegen sie arbeiten) darauf, dass Workshops verschiedene Zielsetzungen verfolgen, eine davon ist es, aufzudecken, warum sich Teams schwer tun, Entscheidungen zu treffen, sich in endlose Diskussionen verstricken und ähnliche Fragestellungen. Das geht wunderbar, wenn man Teams bei der inhaltlichen Arbeit erlebt. Solche Workshops nennen sie „Doppel-Whopper-Workshops“ – in ihnen gelingt es, die inhaltliche als auch die Beziehungsebene zu bearbeiten.
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In der Tat wäre es schön, wenn die Teilnehmer am Ende eines Workshops nicht nur eine Entscheidung getroffen bzw. ein inhaltliches Problem gelöst, sondern auch noch gelernt haben, was sie im Alltag besser machen können, also z.B. wie sie in Zukunft schneller zu gemeinsamen Lösungen und Entscheidungen kommen können. Wie gelingt das?
Was hilft
Wie immer erst einmal durch eine sorgfältige Auftragsklärung. Will der Auftraggeber überhaupt an der Teamdynamik arbeiten? Es gibt ja auch Workshops, in denen die Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen kommen und vor allem an neuen Ideen basteln wollen. Aber immer dann, wenn ein Arbeitsteam, auch ein Vorstandsteam, einen Moderator engagiert, kann man davon ausgehen, dass es nicht nur um Inhalte geht. Nur sollte man das deutlich ansprechen und im Vorfeld klären. Ich stimme den Autorinnen zu: Egal, wie sachlich es am Anfang zu geht – über kurz oder lang werden die typischen Strukturen zutage treten, da stört auch die Anwesenheit externer Moderatorinnen nicht.
Was braucht es von Seiten der Moderatoren? Zum einen müssen sie mit Unsicherheit umgehen können, denn bei Beziehungsdingen ist der Ausgang notgedrungen offen. Sie sollten natürlich inhaltlich moderieren können, dafür müssen sie sich auskennen (siehe auch „Vorher und Nachher“). Dazu benötigen sie natürlich Informationen und Kenntnisse aus der Organisation, aber, und auch hier stimme ich zu, allzu viele Informationen im Vorfeld können von den wesentlichen Dingen ablenken bzw. schon die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken. Und sie müssen natürlich wissen, an welcher Stelle im Workshop sie ihre Beobachtungen einbringen und wann sie sich auf die inhaltliche Diskussion konzentrieren müssen.
Letztere Fähigkeit hängt sehr von der Erfahrung der Moderatoren ab. Mir geht es persönlich oft so, dass ich mich gedanklich im Vorfeld sehr intensiv mit allen möglichen Szenarien beschäftige, aber dann wie die Autorinnen vor allem den Einstieg und die erste Phase konkret plane, anschließend aber mit dem arbeite, was sich zeigt. Je mehr Erfahrung man mit solchen Veranstaltungen hat, umso genauer kann man vorhersehen, was passieren wird, aber niemals ist man vor Überraschungen sicher. Was übrigens den Reiz solcher Workshops ausmacht.