PRAXIS: Einzelne Sinnesreize beeinflussen die nachfolgenden Denk-, Gefühls- und Verhaltensweisen, das nennt man Priming. Obwohl das hinlänglich bekannt ist, läuft der Prozess in der Regel unbewusst ab. Die entsprechenden Reize werden als Bahnungsreize bezeichnet. Sie können in der Mediation aktiv gestaltet werden. In einem Beitrag der Zeitschrift für Konfliktmanagement (Priming im Konfliktmanagement und in der Mediation) werden exemplarisch einige Experimente vorgestellt, die den Effekt belegen sowie praktische Beispiele zum Einsatz in der Mediation beschrieben.
Raumgestaltung: In einem Experiment wurden zwei Gruppen gebildet, die ein Online-Brainstorming absolvierten. Die Aufgabenstellung war identisch, bei der ersten Gruppe zeigte der Hintergrund einen schmucklosen Seminarraum mit Flip-Charts, in der zweiten Gruppe wurden dem Seminarraum Gegenstände hinzugefügt, z.B. eine abstrakte Skulptur, ein Musikinstrument oder ein Flugzeugmodell. Die Gruppe mit den kreativ gestalteten Hintergründen generierte signifikant mehr Ideen, die zudem als origineller, relevanter und durchführbarer bewertet wurden.
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Bilder: In einem anderen Versuch sollten Teilnehmer an einer Therapiesitzung ihre Erwartungen an die Sitzung formulieren, und zwar auf einem Blatt, auf dem eine Abbildung zu sehen war. Die eine Gruppe sah zwei Menschen, die mit einem Fernrohr in eine Richtung blickten, die andere zwei Personen, die in unterschiedliche Richtungen schauten. Erstere erklärten nach einem Rollenspiel, dass sie den Therapeuten als empathischer einschätzten, sie sprachen länger mit ihm und schätzten die Therapiefortschritte optimistischer ein.
Metaphern: Teilnehmer an dem folgenden Experiment erhielten einen identischen Bericht über die Kriminalität in einer hypothetischen Stadt. Es gab nur einen Unterschied: In dem einen Bericht war die Rede von einer „Bestie, welche die Stadt heimsucht,“ in dem anderen von einem „Virus, der die Stadt infiziert.“ Diejenigen, die die erste Metapher angeboten bekamen, waren eher der Meinung, dass man die Kriminalität mit Strafmaßnahmen bekämpfen sollte, die zweite Gruppe war eher für Wiedereingliederungsmaßnahmen. Solche Metaphern sind besonders wirkungsvoll, wenn sie früh innerhalb einer Information auftauchen.
Einige Experimente
Setting: Altbekannt, aber immer noch nicht überall berücksichtigt: Teilnehmer, die im Kreis sitzen, agieren eher kooperativ. In einem Versuch wurde den Teilnehmenden eine gemeinschaftsorientierte Werbung und eine eher die Individualität betonende Werbung angeboten. Saßen die Teilnehmer im Kreis, entschieden sie sich eher für die „Wir-orientierte“ Werbung, saßen sie in einer eckigen Anordnung, eher für die „Ich-orientierte“ Anzeige.
Bewegung: Drei Gruppen sollten eine Kreativitätsaufgabe lösen. Die erste sollte sich vorher zwei Minuten frei im Raum bewegen, die zweite ein markiertes Rechteck zwei Minuten lang abschreiten, die dritte zwei Minuten am Tisch sitzend über die Frage nachdenken. Anschließend entwickelte die erste Gruppe signifikant originellere und neuere Ideen als die beiden anderen Gruppen, deren Ergebnisse sich nicht unterschieden.
Wenn Sie also das Problemlösungsverhalten ihrer Konfliktparteien positiv beeinflussen möchten, ist die Botschaft klar: Statten Sie den Raum mit Gegenständen und Bildern aus, lassen Sie die Teilnehmer im Kreis sitzen, verwenden Sie bewusst Metaphern, die zur angestrebten Lösung passen und lassen Sie die Teilnehmer auch einfach mal spazieren gehen.