INSPIRATION: Über geschlechtstypische Konkurrenzmuster wird kaum gesprochen und wenn, dann hämisch. Erstaunlich! Denn im Joballtag dürfte das Thema doch latent vorkommen – und es kann die Zusammenarbeit im Team behindern. Welche Muster gibt es denn? Autorin Mechthild Erpenbeck (Konkurrenz und Geschlechterrollen im Team-Coaching) führt die Muster auf soziale Konstrukte zurück und beleuchtet vier Konstellationen:
- Mann gegen Mann: Der normale und gesellschaftlich akzeptierte Archetypus eines Konflikts. Kleine Jungs lernen das schon in der KiTa. Das Interessante daran: Männer nehmen es in der Regel sportlich und trennen Person und Sache. Status gibt Orientierung. Coaching-Impulse gehen in Richtung Humor reinbringen, als Coach nicht auf Aggressionen aufspringen, Konkurrenz ansprechen und auch als weibliche Coach immer auf Augenhöhe bleiben, es sportlich nehmen und auch Frauen im Team nach ihrer Wahrnehmung fragen. Verflüssigung und Empathie sind hilfreich.
- Mann gegen Frau: Frauen nehmen sich ihren Platz. Das verunsichert immer noch Männer. Entweder fühlen sie sich gleich bedroht oder werten Frauen ab. Beißhemmung von Männern wird beobachtet. Hier tut Augenhöhe gut.
- Frau gegen Mann: Männer erleben sich oft in der Defensive, nicht nur wegen einer Frauenquote, sondern weil Frauen auch oft besser sind – insbesondere im sozialen Umgang. Coaching-Impulse gehen in Richtung, Männer zu ermutigen, sich zu stellen, und Frauen zu ermutigen, Ansprüche zu stellen. Coaches müssen den Kumpanei-Avancen mit einer Seite widerstehen – es geht ums Team. Beide Seiten brauchen Wertschätzung und Unterstützung. Deshalb sind Augenhöhe, Offenheit und Klarheit notwendig.
- Frau gegen Frau: Auf dieser Konstellation liegen traditionell herabwürdigende Zuschreibungen (Zickenkrieg, Stutenbissigkeit). Es gibt noch kaum positive Modelle. Frauen nehmen Niederlagen sozialisationsbedingt oft als persönliche Niederlage wahr. Konflikte unter Frauen drohen daher oft existenzielle Dimensionen anzunehmen. Coaching-Impulse gehen in Richtung, diffuse Töne wahrnehmen, Differenzen thematisieren und achtungsvoll rahmen. Coaches sollten Männer ermutigen, sich respektvoll einzumischen. Männliche Coaches sollten nicht auf soft machen oder in Befindlichkeiten stochern, sondern klar Interessenmanagement betreiben. Es geht auch in dieser Konstellation um das Team und nicht um Einzelne.
Coaches brauchen – wie immer – Haltung. Dies setzt reflektierte Selbsterfahrung voraus. Die Zeiten von gruppendynamischen Trainings sind leider vorbei. Schade! Denn in solchen Trainings in „Stranger Groups“ kann man Selbsterfahrung machen, ohne dass gleich das Arbeitsteam havariert. Wer sich jemals mit dem Harvard-Konzept befasst hat, dem wird der Rat, Person und Sache zu trennen, nicht unbekannt sein. Der Hinweis lässt sich dann systemisch generalisieren: Es soll um die Zusammenarbeit im Team gehen, nicht um Einzel-Positionen. Wenn das alles nun nicht revolutionär neu ist, so ist es doch aktuell wissenswert.
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