PRAXIS: Wie leicht man sich doch selbst überlisten kann. Kennen Sie das? Da futtert man einen Burger und glaubt, dies sei gesünder, wenn auf dem Fleischkloß noch ein Salatblatt liegt. Dabei hat dieser mehr Kalorien als ohne das Grünzeug – fühlt sich aber besser an.
So funktioniert das auch mit leichten und schweren Aufgaben. Wie das? Mal angenommen, Sie öffnen morgens Ihren Maileingang und finden dort Mails vor, die unterschiedlich aufwendige Antworten erfordern. Welche bearbeiten Sie zuerst – die komplizierten oder die einfachen? Kleiner Hinweis: Denken Sie an den Burger. Fügen Sie dem Schwierigen etwas Leichtes hinzu und Sie fühlen sich besser. Forscher haben in acht verschiedenen Experimenten gezeigt, dass Menschen, die erst vier Mails mit mehreren, komplexen Fragen beantworteten und anschließend noch zwei mit einfachen Anliegen, die gesamte Aufgabe als einfacher empfanden. Und mit einer um 83% höheren Wahrscheinlichkeit bereit waren, gegen Belohnung noch mehr Mails zu bearbeiten als jene, die nur die vier schweren Mails bearbeitet hatten (Mit etwas Leichtem garniert).
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Bei ähnlichen Experimenten konnten die Forscher dieses Ergebnis bestätigen. Erklärung: Wir behalten häufig die letzte Aufgabe – war diese schwierig, sinkt unsere Motivation und Bereitschaft, weiter zu arbeiten. War sie eher einfach, bleiben wir motiviert.
Nur für monotone Tätigkeiten
Also gilt der alte Tipp, morgens erst einmal mit den schwierigen Aufgaben zu starten (Eat the Frog)? Vorsicht, so einfach ist das nicht. Die Experimente bezogen sich auf eher montone, wiederkehrende Tätigkeiten. Aufgaben eben, die uns meist lästig sind. Und laut einer Umfrage besteht für 58% der Befragten der Arbeitstag vor allem aus sich wiederholenden Tätigkeiten.
Und genau hierfür kann man den Easy-Addendum-Effekt nutzen. Und dabei die Aufgaben zeitlich gut planen. Denn der Effekt könnte nach einer längeren Arbeitsperiode verpuffen. Soll heißen: Sich zuerst 20 bis 30 Minuten lang den anspruchsvolleren, wenn auch lästigen Dingen widmen, dann sich selbst mit den einfacheren belohnen. In diesem Fall steigt die Motivation für das nächste Intervall oder die nächste Tätigkeit.
Ich habe gleich mehrere Ideen, wo ich diesen Effekt nutzen kann. Meine lästige Rückengymnastik, ein Vorgang, der mich ca. 20 Minuten jeden Morgen kostet, startet ab sofort mit den eher quälenden Übungen. Und bei der Bearbeitung von Mails werde ich ebenfalls darauf achten, diejenigen, die ich gerne vor mir herschiebe, als erstes zu beantworten, um dann noch ein paar einfache wegzuschaffen. Reichen dafür 20 Minuten nicht, muss ich eben einen zweiten Turnus ansetzen. Mal schauen, ob ich mich selbst überlisten kann. Den Burger lasse ich lieber ganz weg …