21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Einzigartiger Führungsansatz?

INSPIRATION: Dass man Führung als Dienstleistung am Mitarbeiter verstehen kann und sollte, ist nicht wirklich neu. Ebenso wenig wie die Forderung, dass man andere Menschen nur führen kann, wenn man sich selbst führen kann. Was ist dann so einzigartig an dem Führungskonzept, das in einem neuen Buch vorgestellt wird?

In einem Interview im Personalmagazin erklären der der Hotelier Bodo Janssen, der schon ein eigenes Buch mit großem Erfolg auf den Markt gebracht hat, und Pater Anselm Grün, der im Kloster Manager unterrichtet und schon viele Bücher veröffentlicht hat, wie ihr Konzept von Führung aussieht („Gute Führung heißt, die Menschen zu achten und aufzurichten“). Darin ist ganz viel von Achtung vor anderen und sich selbst die Rede und davon, dass man sich zuerst selbst führen können sollte, bevor man andere führt.


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Also muss jede Nachwuchsführungskraft statt in ein Führungskräftenachwuchsprogramm erst einmal ins Kloster? So abwegig finde ich den Gedanken nicht. Wer mit sich selbst nicht im Reinen ist, seine Ziele und Bedürfnisse nicht kennt, der projiziert seine Bedürfnisse und Wünsche als auch seine „verdrängten Schattenseiten“ auf die Mitarbeiter. Sie sollen dann das leisten, was er selbst nicht fertig bringt.

Das ist eine radikale Forderung, aber falsch ist sie nicht. Sie gilt entsprechend für alle, die mit Menschen zu tun haben, vor allem dann, wenn die anderen mehr oder weniger von ihnen abhängig sind wie bei Lehrern, Erziehern, Richtern und ähnlichen Berufsgruppen.

Zurück zum Interview. Wenn Führung als Dienstleistung verstanden wird, dann stellt sich die Frage, welcher Art diese Dienstleistung ist – was ist der Nutzen, den der „Kunde“ Mitarbeiter von dieser Dienstleistung hat? Janssen bringt seine Haltung auf den Punkt: „Meine Dienstleistung besteht darin, Menschen zu stärken. Nichts anderes. Das ist die ganze Geschichte.“

Ist das die Aufgabe jeder Führungskraft? Das kann man sich selbst fragen, hier die Empfehlung von Janssen: Erarbeiten Sie ein persönliches Leitbild: „Wofür stehe ich jeden Tag auf? Was ist für mich wesentlich?“ Wenn in diesem Leitbild Mitarbeiter nicht vorkommen, sollten Sie vielleicht überlegen, ob Sie die richtige Rolle haben.

Wenn Ihr Leitbild mit Mitarbeitern zu tun hat, könnte Ihnen ein Ritual weiterhelfen. Anselm empfiehlt ein „Segensritual“ mit folgendem Inhalt: Stellen Sie sich vor, Sie schicken die Sonne in die Herzen der Menschen, dass es heller und wärmer wird.“ Wenn Ihnen das arg esoterisch erscheint, dann achten Sie mal auf Ihr eigenes Bild von sich als Führungskraft. Ist es das eines Hamsterrades, das sich unaufhörlich dreht? Das eines Sandwich, mit Ihnen als Belag zwischen den Scheiben? Oder das eines Dompteurs, der die Manege betritt? Oder das eines Jongleurs, der viele Teller i Rotation hält? Alle genannten Bilder wirken wie sich selbst erfüllende Prophezeiung, Sie werden sich entsprechend verhalten und „im Bild bleiben“.

Zwei sehr spannende Hinweise noch aus dem Interview: Janssen erzählt, dass er sich nach seiner Selbstreflexion den Mitarbeitern mit all seinen Schwächen stellte und zugab, dass er keineswegs der Allwissende ist, der auf alle Fragen eine Antwort hat. Der kein Studium abgeschlossen und keine Ausbildung hat. Mit der Folge, dass sich auch die Mitarbeiter öffneten.

Und auf die Frage, wie seine Hotelkette es schafft, die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, antwortet er: „Wir haben keine wirtschaftlichen Ziele.“ Dahinter steckt die Idee, dass es nicht gut sein kann, wenn man die Wünsche und Ziele der Mitarbeiter Kennzahlen unterordnet. Radikal formuliert: Entweder hat ein Unternehmen einen Zweck, der das Unternehmen und seine Beschäftigten trägt, dann wird es auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Oder aber dieser Zweck fehlt, dann muss man wirtschaftlichen Nutzen anstelle des Zwecks setzen und diesem alles unterordnen. Was vermutlich leider auch in Unternehmen passiert, bei denen der Zweck schon völlig ausreichen würde…

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