26. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Erfolgstheater

INSPIRATION: Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Spitze eines Unternehmens und merken irgendwann, dass Sie verlernt haben, anderen zuzuhören. Sie reden nur noch und alle stimmen Ihnen zu, spielen „Erfolgstheater“. Sie sind davon überzeugt, der einzige zu sein, der wirklich Ahnung hat. Irgendwann merken Sie (hoffentlich), dass das vielleicht gar nicht stimmt. Und dann?

So erging es dem Chef des Biotech-Unternehmens Amgen. Als das Unternehmen in eine Krise geriet, setzte bei ihm ein Umdenken ein. Zusammen mit einem Wirtschaftsjournalisten, der 600 CEOs interviewte, erklärt er im Harvard Business Manager, warum das Zuhören eine der wichtigsten Fähigkeiten von Führungskräften überhaupt ist (Hört die Signale!). Das ist nun nicht neu und wir haben das auch schon häufiger auf MWonline beschrieben. Die Frage ist nur: Wie bekommt man Top-Manager (und natürlich auch alle anderen) dazu, mehr zuzuhören? An Business Schools wird es nicht gelehrt. Und einige kleine Rollenspiele zum Thema „Aktives Zuhören“ im Seminar für angehende Führungskräfte dürften auch kaum reichen.


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Es braucht eine Art Frühwarnsystem, kleine Rituale, Regeln, aber vor allem die Einsicht, sich selbst mit Hilfe bestimmter Verhaltensweisen vor der „Ego-Falle“ zu schützen. Die folgenden Tipps sind kein Hexenwerk, aber in Organisationen, in denen man Wert auf gegenseitigen Respekt, Wertschätzung, Fehlerkultur und konstruktive Kritik legt, könnte man zumindest gemeinsam mit Führungskräften überlegen, wie sie umzusetzen sind. Los geht es:

Der Ego-Falle entkommen

  • Hierarchien abbauen: Titel und Positionen schüchtern ein, verleiten die Inhaber, sich für wichtiger, unersetzlich und besonders schlau zu halten. Also wo immer es geht, sich mit Titeln zurückhalten. Hilft natürlich nicht denjenigen, die schon auf dem Posten sitzen.
  • Schlechte Nachrichten einfordern: Den Hinweis finde ich ganz witzig. Ein CEO bat sein Team, ihm schlechte Nachrichten zeitnah per SMS zu schicken, positive Nachrichten hingegen persönlich zu überbringen. Weil es wusste, wie schwer er Menschen fällt, negative Dinge zu berichten, wollte er die Hürde herabsetzen, sich quasi selbst davor bewahren, unfreundlich oder genervt zu reagieren und seine Leute zu verschrecken.
  • In Meetings voll präsent sein: Leichter gefordert als umgesetzt. Gemeint ist, dass viele Manager in Meetings mit vorgefassten Meinungen sitzen oder während sie zuhören, sich gedanklich schon mit zig anderen Dingen befassen. Ein Akronym soll dabei helfen: Sagen Sie sich, während andere reden: „WAIT“ („Why Am I Talking?“)
  • Input einfordern: Das ist wohl der wichtigste Hinweis. Manager sollten sich angewöhnen, Zeit und Energie darauf zu verwenden, Menschen zu begegnen. Durch die Büros gehen, Mitarbeiter in der Produktion treffen, Filialen besuchen. Aber auch mit Menschen außerhalb des Unternehmens, mit Regulierungsbehördenvertretern, Kunden, Lieferanten, Investoren. Und dabei trainieren, ihnen allen zuzuhören, nicht ihnen die Welt zu erklären.
    Zum Einholen von Input gehört auch, Mitarbeiterbefragungen zu nutzen. Zum Beispiel die Frage aufzunehmen: Wie beurteilen Sie die Arbeit des CEOs? Was sollte er weiterhin tun? Was nicht mehr? Was mehr als bisher?
  • Ganz spannend: Beweisen Sie, dass Sie zugehört haben. Der Autor machte sich zu eigen, bei Treffen mit Boardmitgliedern schriftlich festzuhalten, was besprochen wurde und darzustellen, was er als nächstes tun würde. Das zwang ihn, wirklich aufmerksam zuzuhören. Er stellte seine Aufzeichnungen den Teilnehmern zur Verfügung, so dass diese sehen konnten, was er verstanden hatte und was er anschließend vorhatte. 
  • Schließlich so banal wie offenbar immer noch nicht überall angekommen: Gestalten Sie den Raum, in dem Sie mit Menschen sprechen, so, dass diese sich wohlfühlen. Viele Chef-Büros sind dazu da, Eindruck zu schinden. Oder kühle, abweisende Orte, die freies Reden und Zuhören schwierig machen. 

Witziger Tipp am Ende: Wenn Sie als Chef durch die Gänge gehen, lauter lächelnde Gesichter sehen und denken: „Hey, die sind alle glücklich hier zur arbeiten!“, dann sind Sie wahrscheinlich kein besonders guter Zuhörer.

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