16. September 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Expectation Cards

PRAXIS: Kaum etwas führt zu mehr Missverständnissen, Verstimmungen und Konflikten wie enttäuschte Erwartungen. Wobei das selten absichtlich passiert, sondern oft auch aus Nichtwissen. Wir haben bestimmte Erwartungen an den anderen, teilen ihm diese aber nicht mit. Oder wir wundern uns, warum jemand auf einmal sehr erbost oder gekränkt reagiert, weil er etwas von uns erwartet hat, was wir aber nicht erfüllt haben.

Was nicht bedeuten soll, dass wir die Erwartungen anderer möglichst immer zu erfüllen haben. Sondern lediglich, dass wir uns nur dann aktiv entscheiden können, wenn wir die Erwartungen kennen. Wenn der andere uns erst verrät, was er eigentlich von uns erwartet hat, ist es oft zu spät. Dann fällt der Satz: „Warum hast du das nicht mal vorher angesprochen?“ Häufige Antwort: „Ich dachte, das wäre doch offensichtlich.“ Oder: „Ich habe doch deutlich zu erkennen gegeben, dass …“


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Das Phänomen kennen wir natürlich nicht nur aus unserem privaten Umfeld, sondern auch am Arbeitsplatz, zum Beispiel innerhalb eines Teams. Die folgende Übung könnte helfen, Erwartungen aufzudecken und anzusprechen.

Fünf Fragen zu gegenseitigen Erwartungen

Der Ablauf ist einfach, wenn auch etwas aufwändig, also bietet sich hierfür ein eigens angesetzter Termin an. Jedes Mitglied erhält so viele leere Karten wie es Teammitglieder gibt. So dann werden die Karten gefüllt, indem zum einen der eigene Name verzeichnet wird als auch der Name derjenigen, an die die Erwartungen gerichtet sind. Pro Karte und Kollege werden z.B. diese fünf Fragen beantwortet:

  1. Was mir an unserer Zusammenarbeit wichtig ist …
  2. Welche Unterstützung ich mir von dir wünsche …
  3. Welche Bedenken ich bezüglich unserer Zusammenarbeit habe …
  4. Was du von mir erwarten kannst …
  5. Welche Ideen ich habe, wenn es zwischen uns mal Schwierigkeiten gibt …

Natürlich sind die Themen variabel, sie sollten zum Team und zur Teamsituation passen. Wenn alle ihre Karten ausgefüllt haben, setzen sich die Mitglieder paarweise zusammen und erläutern ihre Erwartungen oder beantworten Nachfragen. Dabei ist Klarheit das Ziel, dass sich beide einig über die Inhalte sind. Manchmal müssen die Formulierungen auch angepasst werden, hierfür stehen zusätzliche Expectation Cards zur Verfügung. Wie beim Speed-Dating wird so lang rotiert, bis jeder mit jedem gesprochen hat.

Es gibt verschiedene Möglichkeit des weiteren Umgangs mit den Karten. Jeder kann sie für sich aufbewahren und bei passender Gelegenheit noch einmal anschauen und dann mit seinem Kollegen sprechen, z.B.: „Schau mal, beim letzten Meeting hatte ich den Eindruck, dass … Wir hatten damals bei unseren gegenseitigen Erwartungen besprochen, dass …“

Sie können aber an einem Ort, der für alle zugänglich ist, aufgehängt werden und nach einem zeitlichen Abstand noch einmal gemeinsam betrachtet werden. Oder an einem Ort für alle aufbewahrt werden und vor- oder nach einer kritischen Situation noch einmal hervorgeholt und besprochen werden.

Nach: Franziska Schleuter / Jan Schönfeld / Patrick Schuder / Thomas Tillmann – Klarheit durch agile Lernhacks. managerSeminare, 04/2024, S. 75-76)

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