27. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Goldenes Handwerk?

INSPIRATION: Handwerker werden immer benötigt, und heute mehr denn je. Viele Betriebe suchen dringend Mitarbeiter, die Zukunft scheint rosig. Und dennoch könnte auch hier die Digitalisierung so manche bald überflüssig machen. Wie kann das sein, habe ich mich gefragt, als ich den Titel des Artikels las: „Disruption von Dachdecker und Co.“ Aber dann bekam ich eine leise Ahnung, was geschehen könnte. Nicht der Handwerker wird verschwinden – im Gegenteil – man kann nur jedem jungen Menschen empfehlen, einen Handwerksberuf zu ergreifen. Einerseits.

Andererseits: Die Zahl der Gründungen in dieser Branche geht zurück. Immer weniger wagen den Schritt in die Selbstständigkeit, obwohl die Leistung gefragter denn je ist. Irgendetwas ist da faul. Der Job ist hart, die Arbeit hört nie auf. Und wenn man dann sieht, wie hoch der Aufwand als Inhaber eines Handwerksbetriebes ist, der zur eigentlichen „Handarbeit“ hinzukommt, dann kann man schon nachvollziehen, warum der klassische Handwerksbetrieb weniger Menschen reizt.


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Aber offenbar gibt es einen anderen Trend: Es gibt mehr „Start-ups“ in der Branche. Worüber ich auch erst einmal stolpere, ich dachte immer, Start-up und Gründung sei das Gleiche. Gemeint sind aber die etwas andere Art des Unternehmens. Solche, die darauf angelegt sind, rasch zu wachsen. Also eher das Gegenteil des klassischen Handwerksbetriebes. Der zwar auch relativ groß werden kann, aber in der Regel nur wenige Mitarbeiter beschäftigt und regional seine Kunden versorgt.

Start-up im Handwerk?

Wie aber geht Start-up im Handwerk? Die Beispiele in der Wirtschaftswoche deuten es an: Auch hier ist Software die Basis. Zum Beispiel jene, die hilft, Gerüste zu planen, so dass man auch große Objekte einrüsten kann. Dazu werden per Drohne Aufnahmen der Gebäude erstellt oder 3D-Aufnahmen von Innenräumen. Diese helfen Architekten, Maklern und Handwerkern, ihren Job besser zu machen. 

Oder: Für die Badsanierung werden per Videokonferenz die einzelnen Schritte durchgegangen, Fliesen, Armaturen und Badewannen geplant, die Zeitplanung und das Angebot erstellt sowie die Bestellliste für die Monteure. Dann rücken die Handwerker an und entkernen das alte Bad. Klingt erst mal nicht sonderlich anders als bisher. Aber wenn das Start-up dann nicht nur die Betriebe vor Ort als Partner engagiert, sondern eigene Architekten, Bauleiter und Monteure einstellt und überregional aktiv wird, dann ahnt man, was passieren wird: Der kleine Betrieb vor Ort bekommt mächtige Konkurrenz, denn die komplette Planung, Abrechnung und was sonst noch dazu gehört, übernimmt die Zentrale. Da muss kein Inhaber mehr sich den Abend und das Wochenende um die Ohren schlagen und mühsam Rechnungen erstellen.

Plattform-Unternehmen?

Apropos Planung: Das gilt auch für den Einsatz der Mitarbeiter. Per Software wird die Zeit auf der Baustelle erfasst, vermutlich viel genauer als bisher, das dürfte auch dem Bauherrn und den Bauleitern gefallen. Sie merken, worauf das hinausläuft? Richtig, Plattform-Unternehmen. Der Kunde geht einfach ins Internet, bucht bei den großen Anbietern einen Termin, diese schauen sich die Sache aus der Ferne an, machen ein Angebot und schicken ihre Leute los. Diese sind möglicherweise selbstständige Kleinstunternehmer, die je Auftrag bezahlt werden. Gibt es schon, auf diese Weise können sogar die Mitarbeiter von Handwerksbetrieben an andere vermittelt werden, wenn sie gerade mal Luft haben, während sie woanders dringend gebraucht werden.

Klingt so, als müsse sich der alte Handwerksmeister neu erfinden. Die neuen Technologien selbst nutzen und beides anbieten: Die begehrte Leistung für die Kunden mit moderner Technik und Software-Unterstützung sowie attraktive Arbeitsplätze für Mitarbeiter, die in einem moderneren Umfeld arbeiten möchten. Vielleicht muss er sich dazu auch mit anderen zusammenschließen, stärker kooperieren, mehr Leistungen aus einer Hand anbieten, dann kann er den Plattformen die Stirn bieten. Dieses Denken dürften allerdings die wenigsten Handwerker bisher verinnerlicht haben. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht.

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