INSPIRATION: Darin scheint man sich offenbar einig zu sein: Wirklich innovativ können Unternehmen dann sein, wenn man die Bürokratie auf ein Minimum reduziert und Menschen auf allen Ebenen eigenständig kreativ werden können. Aber wie verhindert man, dass dann jeder macht was er will und Chaos ausbricht?
Die Forscher vom MIT haben sich zwei besondere Unternehmen angeschaut: Parc, das Forschungszentrum von Xerox und W.L Gore & Associates, bekannt durch die Gore-Tex-Membranen. Die Erkenntnisse (Bewegliche Führung) beruhen auf zahlreichen Interviews, und ich gestehe, dass ich mich mit dem Text etwas schwer getan habe.
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Für mich die zwar nicht ganz neue, aber immer wieder beeindruckende Erkenntnis: Zentrales Erfolgsrezept beider höchst innovativer Unternehmen ist, dass die Ideen nicht in speziellen Inkubatoren ausgebrütet werden und auch nicht in einer zentralen Sammelstelle erst einmal vorsortiert und dann an Fachabteilungen weitergereicht werden. Vielmehr können Mitarbeiter Projektideen selbstständig vorantreiben. Andere Mitarbeiter schließen sich dem Projekt an, sind aber frei zu gehen, wenn sich das Projekt nicht weiter entwickelt. Projekte, die andere anziehen, erhalten eine Frühfinanzierung, wenn sich Erfolg einstellt, fließt mehr Geld.
Kleine Wetten abschließen
Die Autoren bezeichnen das als „kleine Wetten,“ die auf diese Weise abgeschlossen werden. Wenn viele Mitarbeiter auf ein Projekt setzen, indem sie sich einbringen, „wandeln sich die Unternehmen selbst zu kollektiven Märkten für Vorhersagen.“ Damit das aber möglich wird und nicht aus dem Ruder läuft, haben sie angeblich eine besondere Führungskultur. Und diese zeichnet sich durch drei Arten von Führungskräften aus:
- Unternehmerische Anführer: Diese sind auf den unteren Ebenen anzutreffen. Von ihnen wird in den beiden Unternehmen deutlich mehr erwartet als in anderen Organisationen. Ihre Merkmale: Sie haben Selbstvertrauen, experimentieren und handeln. Sie denken strategisch, d.h. sie verstehen die Ziele und Ausrichtung des Unternehmens und handeln und denken in deren Sinn. Z.B. ist bei Gore für jeden klar, dass Innovationen auf der Kerntechnologie aufbauen müssen und jedes Geschäft für alle Beteiligten fair sein muss.
Was offenbar wirklich anders läuft als üblich: Diese „Anführer“ müssen andere für ihr Team gewinnen, das Prinzip der „kollektiven Entscheidung“ beherrschen und anwenden und in der Lage sein, Führung abzugeben. Letztlich kann hier jeder die Führung eines Projektes übernehmen. - Ermöglichende Anführer: Das sind offenbar die Mittelmanager. Sie fungieren als Coach oder Mentor, sorgen dafür, dass die Erfordernisse des Geschäfts und die Bedürfnisse der Mitarbeiter vereinbart werden. Sie sind in der Lage, Verbindungen zu knüpfen. Weil sie den Überblick haben, bringen sie Teams zusammen oder auch Teams mit Endkunden. Außerdem sind sie gut in der Kommunikation, sie sorgen dafür, dass jeder Teil im Unternehmen weiß, was andere Teile tun. Und sie achten darauf, dass die Werte aufrechterhalten werden. Interessante Parallele: In beiden Unternehmen sind Visionen, Werte und einfache Regeln die Basis für Entscheidungsgrundlagen.
- Gestaltende Anführer: Sie sind ganz oben zu finden, ihre Aufgabe ist es, die großen Themen im Blick zu haben. Sie reagieren auf Bedrohungen und Chancen von außen. Achten aber auch auf die internen Abläufe, z.B. wenn Lücken auftreten, die von keiner lokalen Einheit bearbeitet werden.
Chancen zur Partizipation
Die Botschaft ist wohl, dass Führung in den beiden Unternehmen von vielen, wenn nicht sogar von allen Mitarbeitern wahrgenommen wird. Aber je nach Position in der Organisation die Schwerpunkte unterschiedlich sind. Letzteres ist ja nicht wirklich anders als in jedem Unternehmen, ersteres aber schon. Ich gehe davon aus, dass auf den oberen Ebenen nicht mal plötzlich ein Mitarbeiter verkünden kann: „Hey, ich übernehme jetzt mal Ihren Job!“ Aber grundsätzlich scheint es so zu sein, dass man sich Aufgaben in der Organisation suchen und dann hierfür Mitstreiter „anlocken“ kann. Bei Erfolg ist man offenbar auch nicht gleich wieder außen vor, sondern bleibt Teil des Projektes. Zumindest habe ich das so verstanden.
Der Rest sagt aus, dass es in beiden Unternehmen offenbar allgemein akzeptierte und gelebte Werte gibt. Und zwar schon seit der Gründung, die von ganz oben getragen und gelebt werden. Es scheint sich zu lohnen.