INSPIRATION: Sie stehen vor einer schwierigen Aufgabe und wissen, was auf dem Spiel steht. Zum Beispiel das Bestehen einer Prüfung, der Gewinn eines Wettkampfs oder einer Prämie. Sie können den Druck senken, indem Sie sich vorstellen, was Sie verlieren könnten. Das klingt seltsam, oder?
Aber offenbar ist da was dran. Forscher in Kalifornien haben Probanden eine motorische Aufgabe gestellt und die Leistungen gemessen. Erste Erkenntnis: Je höher der ausgesetzte Preis war, desto geringer war die Genauigkeit der Bewältigung. Wenn viel auf dem Spiel steht, steigt der Druck und der Stress, darunter leidet unsere Leistungsfähigkeit.
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Anders sah es aus, wenn man den Teilnehmern die Prämie schon gutgeschrieben hatte und sie diese bei Top-Leistungen behalten, aber bei schlechten Leistungen auch verlieren konnten. Wir fühlen uns sicherer, wenn wir das Geld schon in der Tasche haben und nun darum spielen, es zu behalten. Obwohl das Ergebnis das gleiche ist: Bei guten Leistungen winkt die volle Summe, bei schlechten droht der Verlust.
Nun wird es etwas verrückt. In einem weiteren Experiment sollten sich die Teilnehmer nur vorstellen, dass sie das Geld schon in der Tasche hatten bzw. dass sie mit leerem Geldbeutel begannen und die Summe erst gewinnen konnten. Diejenigen, die sich ersteres vorstellten, versagten deutlich seltener und erlebten weniger Stress. Im Hirnscan sahen die Forscher, dass sich die Region, die beim Versagen normalerweise besonders aktiviert ist, in diesem Fall weniger regte.
Es genügt also schon die kognitive Neubewertung (Ein Trick gegen Druck), um Stress in einer wichtigen Leistungssituation zu reduzieren. Vermutlich aber ist das alles andere als einfach, denn wie soll ich mir vor einem Wettkampf vorstellen, dass ich schon gewonnen habe und diesen Sieg nur noch verteidigen muss? Oder dass ich die Klausur schon bestanden habe, und nur noch das Ergebnis bestätigen muss? Oder dass ich den Vertrag schon in der Tasche habe und nur noch die Verhandlungen führen muss? Oder den Job schon habe und nur noch das Einstellungsinterview zur Bestätigung führen muss?
Andererseits: Wie viele Menschen malen sich aus, wie furchtbar es sein muss, wenn sie versagen, also die Prüfung NICHT bestehen, das Rennen NICHT gewinnen oder den Job NICHT bekommen. Da wäre es in der Tat einen Versuch wert, sich dann doch das positive Ergebnis vorzustellen. Ich sehe schon die Einwände: „Was, wenn ich mir ausmale, dass ich es geschafft habe, und es dann doch schief geht. Ist dann die Enttäuschung nicht viel größer? Dann doch lieber von vornherein die Niederlage erwarten, dann kann ich nur positiv überrascht werden…“ Klug ist das offensichtlich nicht.