PRAXIS: Wer hier einen Tipp erwartet, wie man ohne große Mühe lästige Angewohnheiten abstellt, der sollte nicht weiterlesen. Denn was man über viele Jahre trainiert hat, bedarf längeren Übens, bis man es wieder los wird. Wie, das erklärt Axel Koch in der managerSeminare (Die Kurve kriegen). Ein wesentlicher Bestandteil ist der Umgang mit Rückfällen.
Welches eigene Verhalten auch immer uns Kummer bereitet: Es hat einmal seinen Zweck erfüllt, so lästig es auch inzwischen geworden ist. Da helfen Vorsätze und feste Willenserklärungen wenig, vielleicht schon eher das Bild der Autobahn. Sie ist breit und wir sind die Fahrt auf ihr gewohnt. So in etwa funktionieren unsere neuralen Trampelpfade – je nach Situation schlagen wir sie automatisch ein. Wollen wir ein anderes Verhalten zeigen, müssen wir sie verlassen und neue Trampelpfade schaffen. So, als verlassen wir die Autobahn und suchen uns mühsam einen Feldweg – das ist nicht nur umständlich, sondern es dauert, bis dieser breit und eben ist.
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Das Bild der Autobahn
Kein Wunder also, dass wir dazu tendieren, ganz automatisch wieder auf den Hauptweg zurückzukehren – egal, wie sehr wir uns anderes vornehmen, egal, wie klar uns das Ziel und wie konkret unsere Vorstellung von dem alternativen Verhalten ist. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Jemand verliert in einer Diskussion rasch die Geduld, noch während der andere redet, wird ihm klar, was das Problem ist und er haut die Lösung raus, um nachher festzustellen, dass er vielleicht doch besser bis zum Ende hätte zuhören sollen. Oder dass es vielleicht gar nicht um eine Lösung ging, sondern der andere tatsächlich nur jemanden gesucht hat, der ihm zuhört.
Die Alternative ist also klar: Aufmerksam bleiben, Geduld haben, sich dem anderen zuwenden, höchstens hin und wieder nachfragen oder mal wiederholen, was man verstanden hat. Und dann passiert es wieder: Jemand erzählt uns von einem Problem, das wir nur allzu gut kennen, und – schwups – präsentieren wir ihm unsere Lösung.
Das Bild der Autobahn könnte hier ein zweites Mal helfen, und zwar um unser „Rückfallmanagement“ zu trainieren. Denn das ungeliebte Verhalten kündigt sich in der Regel vorher an, diese Vorboten gilt es aufzuspüren, zu benennen und dann wie Hinweisschilder zu benutzen. Es könnte also sein, dass wir beim Zuhören schon früh diese Ungeduld irgendwo im Körper spüren. Oder wir merken, dass wir anfangen, den Blick abzuwenden, den anderen nicht mehr anschauen (vielleicht als Signal, dass wir nun auch mal was sagen möchten).
Fahrn, fahrn, fahrn … oder?
Es könnte helfen, jemanden, der uns gut kennt, zu bitten, uns eine Rückmeldung zu geben, woran er vielleicht erkennt, dass wir kurz davor sind, jemandem ins Wort zu fallen. Koch empfiehlt, drei solcher Vorboten zu identifizieren, um dann ein Stopp-Signal festzulegen. Also beim Auftauchen des ersten Vorboten einen Moment innezuhalten, vielleicht unterstützt durch ein körperliches Signal (die Finger kreuzen), um dann die Abfahrt zu nehmen. Sprich: Das alternative Verhalten zeigen, in diesem Fall vielleicht bewusst einatmen und dann eine Verständnisfrage stellen.
Und weil man das gar nicht oft genug wiederholen kann: Sie werden das eine oder andere Hinweisschild übersehen und so einige Abfahrten verpassen. Laut Koch braucht es durchaus acht Wochen, in denen man sich auf einen einzigen Rückfallplan konzentrieren muss, bis der Trampelpfad breit genug ist. Und wenn es länger dauert – keine Sorge, es kommen weitere Gelegenheiten, an Ihrem Rückfallmanagement zu arbeiten.