2. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Kollegiale Beratung

REZENSION: Kim-Oliver Tietze – Kollegiale Beratung: Problemlösungen gemeinsam entwickeln. Rowohlt 2016.

Ich bin ein Anhänger der Methode „Kollegiale Beratung“, weil sie einfach umzusetzen ist und für die Beteiligten der Nutzen sehr schnell spürbar wird. Sie lässt sich am leichtesten im Rahmen eines Workshops vermitteln, wobei der Anlass unterschiedlich sein kann. Ich habe das Verfahren schon häufig im Rahmen von Trainings für erfahrene Führungskräfte eingesetzt. Diese haben in der Regel jede nur denkbare Führungssituation in ihrem Berufsleben erlebt und die unterschiedlichsten Erfahrungen zu ihrer Bewältigung gemacht. Wenn man hier Vorträge oder Rollenspiele ankündigt, ist die Begeisterung alles andere als groß. Die kollegiale Beratung als Methode dagegen stößt auf große Zustimmung.


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Entscheidend hierbei ist, dass ein gewisses Vertrauen in der Gruppe vorhanden ist. Bei Veranstaltungen, in denen die Teilnehmer sich nicht kennen, ist daher zu empfehlen, zunächst für die notwendige Vertrautheit zu sorgen. Ich beginne mit der Fallberatung immer erst am zweiten Tag.

Vertrauen zuerst

Bei einem Workshop sollte den Teilnehmern ausreichend Zeit gegeben werden, ihre Fälle zu „finden“. Hilfreich ist, wenn man ihnen eine kleine Anleitung zur Visualisierung des Falls auf Flipchart an die Hand gibt, z.B. in der Form: Titel des Falls, Situation, Beteiligte, Fragestellung, Sonstiges.

Die Rollen bei dem Verfahren: Der Fallgeber, der seinen Fall präsentiert, der Moderator, der für die Einhaltung des Zeitrahmens und für die Trennung von Analyse und Bewertung sorgt, die Berater, die Lösungen anbieten und der Protokollant, der die Äußerungen der Berater festhält. Dies kann je nach Erfahrung der Gruppe am Anfahrung auch der Moderator sein.

Der Ablauf

  1. Fallbeschreibung: Zurerst beschreibt der Fallgeber die Situation (5-10 Minuten).
  2. Verständnisfragen: Die Berater stellen gezielt Verständnisfragen, wobei darauf zu achten ist, dass nicht bereits Hypothesen oder gar Lösungsansätze geäußert werden (5-10 Minuten).
  3. Analysen und Hypothesenherstellung: Die Berater spiegeln ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle zurück, wobei sie untereinander diskutieren. Der Fallgeber hört lediglich zu. Hier achtet der Moderator kritisch darauf, dass noch keine Lösungsvorschläge getätigt werden (10 Minuten).
  4. Fokussierung auf Schlüsselthema: Der Fallgeber bewertet die Äußerungen, fasst neue Erkenntnisse zusammen und entscheidet, an welchem Schlüsselthema nun weiter gearbeitet werden soll. Dies ist eine entscheidende Phase, wobei der Moderator sehr darauf achtet, dass die Frage das Kernproblem beschreibt. Er holt sich das Einverständnis der Berater, dass sie wirklich gewillt sind, „den Beratungsauftrag anzunehmen“ (10 Minuten).
  5. Lösungsvorschläge: Die Berater sammeln wie in einem Brainstorming Lösungsideen, der Fallgeber hört zu. Hier können die Gruppen unterschiedliche Methoden der Lösungssuche einsetzen, z.B. außer dem klassischen Brainstorming auch die Kopfstand-Methode. (15 Minuten). Viele weitere Methoden finden sich in dem sehr zu empfehlenden Buch von Tietze.\n
  6. Ideenbewertung und Fazit: Der Fallgeber nimmt Stellung zu den Vorschlägen und konkretisiert sein weiteres Vorgehen (5-10 Minuten).
  7. Prozessreflexion: Die Gruppe bewertet die Diskussion nach den Kriterien „Wie konnte ich mich einbringen?“ – „Wie zufrieden bin ich mit dem Ergebnis?“ – „Wie habe ich die Zusammenarbeit erlebt?“ Der Prozessbeobachter gibt den Teilnehmern ein persönliches Feedback (10 Minuten).

Ideal ist es, wenn die Gruppe nach mehreren Fallberatungen im Rahmen eines Workshops die Initiative ergreift und sich anschließend weiterhin trifft, um ihre Fälle zu besprechen. Dies kann am Anfang von einem Moderator begleitet werden, später kann die Moderation von einzelnen Gruppenmitgliedern übernommen werden.

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