PRAXIS: Das Klagen hört nicht auf: Besprechungen sind schrecklich, langweilig, überflüssig und kosten die Unternehmen jährlich große Summen. Wohl dem, der Ideen zur Moderation hat und mit kleinen Überraschungen die Teilnehmer bei Laune hält. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Bei Otto gibt es eine Moderatorin, die Überraschungseier am Konferenztisch verteilt. Die Teilnehmer nehmen sie auseinander und nutzen die Figuren, um zu reflektieren (Gute Meetings? Ja, die gibt’s). Nach dem Auspacken werden Fragen gestellt: Wie ist die Stimmung in der Runde? Was hat die Figur mit dem aktuellen Projekt zu tun? Was mit der Rolle der Teilnehmer im Projekt? Wie haben alle die letzten Wochen erlebt? Was lässt sich daraus für die nächste Zeit lernen?
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Das ist nicht wirklich neu, Moderatoren nutzen schon lange Gegenstände oder Fotos, um zum Nachdenken anzuregen. Die Idee mit den Überraschungseiern finde ich trotzdem interessant: Alle werden erst einmal aktiv, beschäftigen sich, schauen vielleicht auch neugierig zum Nachbarn oder dem Teilnehmer gegenüber.
Ein alter Trick
Das Prinzip aber ist stets das Gleiche: Fragt man direkt danach, was gut und was nicht gut läuft, wird Kritik anders formuliert als wenn man aufgefordert wird zu sagen, was ein Gegenstand oder ein Bild mit dem eigenen Erleben zu tun hat. Dann können Menschen viel leichter beschrieben, wie es ihnen geht, was sie besonders beschäftigt hat oder noch immer beschäftigt. Kritik wird an dem Gegenstand festgemacht oder nimmt zumindest dort ihren Anfang.
Nur mal als Beispiel: Wenn ich eine Kastanie in der Hand halte und sagen soll, was sie mit meiner aktuellen Rolle in einem Projekt zu tun hat, dann sage ich vielleicht: „Die Kastanie glänzt und fühlt sich schön glatt an, so geht es mir manchmal: Ich fühle mich immer mal wieder, als müsse ich nach außen glänzen, aber innerlich sieht die Sache ganz anders aus. Da bin ich unsicher und manchmal regelrecht ratlos…“
Direkt gefragt, wie es den Teilnehmern im Projekt ergeht, kommen möglicherweise gar keine Antworten oder sehr vorsichtige. Oder aber solche, die direkt die vemeintlichen „Verursacher“ attackieren: „So geht das nicht weiter: Ständig ändern sich die Anforderungen, aber wenn man nachfragt, weiß keiner Bescheid …“
Bleibt die Frage, ob ein solches Vorgehen überhaupt einen Platz im täglichen Besprechungsmarathon hat. Vermutlich können sich die wenigsten vorstellen, plötzlich über Überraschungseier reflektieren zu müssen. Da gehört Mut zum Experimentieren dazu. Und möglicherweise haben so manche Besprechungsleiter die Sorge, sich zu blamieren. Ich stelle mir Vorstände vor, die auf dem TIsch vor sich Spielzeug vorfinden.