INSPIRATION: Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich Sätze wie „Altern ist nichts für Feiglinge!“ äußere. Tatsächlich gibt es diesen negativen Stereotyp des Alterns, und er ist fatal. Eine Studie weist nach, dass ein multimodales Training älterer Menschen deren Leistungsfähigkeit deutlich steigern kann. Lernen lohnt sich also – wenn man es richtig anstellt. Das sollte nicht nur für die Betroffenen eine gute Nachricht sein, sondern auch für Unternehmen. Sie nämlich werden in den nächsten Jahren dankbar sein, wenn ihre Beschäftigten auch in fortgeschrittenem Alter ihre Schaffenskraft dem Arbeitgeber zur Verfügung stellen.
Es gibt sie also nicht, die Abbauprozesse im Alter? Doch, natürlich. Sie betreffen die Sinne, die Muskelkraft und die Beweglichkeit, aber auch die Dauerbelastbarkeit , das Kurzzeitgedächtnis und die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme (Beindruckende Ausnahmen). Aber eben nicht die Lernfähigkeit, und das gilt es zu nutzen. Die Studie der Universität Bonn weist nach, dass zum Beispiel Konzentrationsvermögen und Gedächtnisleistungen, beides ebenso wie Lernstrategien wichtige Voraussetzungen, wenn man neue Fähigkeiten erwerben will, in jedem Alter gesteigert werden können (Überholspur statt Abstellgleis).
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Die Studie
In der Studie wurden über 800 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren multimodal trainiert. Sie absolvierten also Trainings des schlussfolgernden Denkens und des Problemlösens, Übungen zur kognitiven Flexibilität und übten psychomotorische Techniken zur Koordination und Aktivierung. Dazu ging es um die Bewusstmachung persönlicher Kompetenzen und um „das Erlernen von individuell wirksamen Copingstrategien zum Stressmanagement“. Das Training konnte in zwölf wöchtentlichen Gruppensitzungen oder als Kompaktkurs an zwei bis vier Tagen durchgeführt werden.
Das Ergebnis macht Mut: Neben dem kurzfristigen Effekt mit signifikanten Verbesserungen sowohl bezüglich der beruflichen Handlungsfähigkeit, der kognitiven Leistungsfähigkeit als auch dem Gesundheitsempfinden konnte die Wirkung auch noch sechs Monate später nachgewiesen werden. Wobei die Werte noch einmal anstiegen – ein Beleg dafür, dass die neu erlernten Muster auch nach dem Training weiter zur Anwendung kommen.
Wichtige Erkenntnisse
Gegenüber der Kontrollgruppe ohne jegliches Training waren die Veränderungen sehr deutlich. Man verglich aber auch mit Einkomponenten-Trainings, in denen eben nur einzelne der Fähigkeiten geschult wurden. Auch hier gab es positive Effekte, allerdings nur bei den kognitiven Fähigkeiten. Gesundheitsempfinden und Selbstwirksamkeit wurden durch sie nicht verbessert.
Die Teilnehmer waren offenbar sehr angetan, die Weiterempfehlungsquote lag bei nahezu 100 Prozent. All das spricht dafür, sich mit 50+ nicht davon abhalten zu lassen, neue Dinge zu lernen. Vor allem – überhaupt zu lernen. Und Unternehmen sind gut beraten, solche Lernangebote zu unterbreiten. Wwobei ich davon überzeugt bin, dass es sinnvoll ist, sie Mitarbeitenden aller Altersgruppen zugänglich zu machen. Strategien zum Umgang mit Stress zum Beispiel kann man gar nicht früh genug erwerben, Gleichgewichts- und Koordinationsübungen tun auch Menschen jüngeren Alters gut, zumal deren körperliche Funktionen „dank“ der immer häufiger sitzenden Tätigkeiten vermutlich deutlich früher „in die Jahre“ kommen…