KRITIK: Ob gesetzliche Frauenquote oder Selbstverpflichtung der Konzerne zu mehr Vielfalt – eine Gruppe fühlt sich besonders benachteiligt: Junge weiße Männer. Die nämlich waren bisher privilegiert und nun leidet ihr Selbstbewusstsein. Ein echtes Problem? Ganz lustig: Der Artikel in der Wirtschaftswoche dazu (Die Angst des jungen weißen Mannes) ist eine Kooproduktion von vier Frauen und einem Mann. Und die haben sich die Klagen der Benachteiligten näher angeschaut.
Was wohl unbestritten ist: Bisher hatten junge weiße Männer aus „gutem Hause“ tatsächlich bessere Chancen. Weil die „alten weißen Männer“ das Sagen hatten, verschafften sie ihresgleichen den Zutritt zu den oberen Etagen. „Doch jetzt fordert der Zeitgeist Veränderungen.“ Jetzt sollen auf einmal auch Frauen, Menschen aus einfachen Verhältnissen und Zuwanderer in den erlauchten Kreis gelangen dürfen.
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Neue Spielregeln
Da muss man kein Mathematik-Genie sein um zu erkennen, dass die Zahl der Plätze an der Sonne für die bisher bevorzugte Zielgruppe kleiner wird, und deshalb ihre Chancen im Vergleich zu vorher sinken. Was mit den unterschiedlichsten Mitteln versucht wird zu erreichen: Die einen setzen Quoten fest (Telekom), die anderen belohnen Führungskräfte mit Boni (Porsche), wenn sie Diversität in ihren Bereichen verstärken. Wer dann keine Frau befördert, bekommt keinen Bonus.
Ein ziemlich seltsames Vorgehen. Dann sagt der Chef zu seiner männlichen Nachwuchhoffnung: „Tut mir leid, ich hätte dich gerne befördert, aber ich habe Frau X bevorzugt, sonst bekomme ich weniger Kohle dieses Jahr!“ Verzichtet er auf seine Prämie und befördert den jungen Mann, kann er nicht führen. Kassiert er die Prämie und befördert die Frau, ist er ein rückgratloser, geldgeiler Blödmann. Wieder eine großartige Methode, Führungskräften das Leben schwer zu machen.
Ungerechtigkeiten
Statt argumentieren zu können: „Unser Unternehmen hat die Spielregeln geändert: Solange wir nicht 30% weibliche Führungskräfte haben, sind die Beförderungen für Männer gestoppt. Diese Entscheidung setze ich um! Du musst dich also etwas gedulden.“ Denn genauso ist es doch: Es werden die Regeln geändert. So wie man die Schulzeit auf 12 Jahre verkürzt hat und Generationen von Schülern, die zuvor 13 Jahre die Schulbank drücken mussten, ein Jahr des Geldverdienens vorenthalten hat, und nun die Regeln wieder ändert und die G12er-Generation allen anderen ein Jahr voraus hat, versperrt man im Extremfall einer ganzen Generation junger Männer den Zugang zu höheren Positionen. Unfair? Darunter leidet ihr Selbstbewusstsein? Sicher. Was ist die Alternative? Die alte Ungerechtigkeit beizubehalten?
Wer der Meinung ist, eine solch himmelschreiende Ungerechtigkeit sei unerträglich, den mag die Lektüre des Artikels trösten: Eine echte Gleichbehandlung wird nach Berechnungen des Global Gender Reports in ca. 100 Jahren erreicht, und wenn sich junge Männer immer noch beschweren, dann sollte man sich die tatsächlichen Zahlen anschauen. Danach werden wohl in den meisten Unternehmen immer noch mehr Männer als Frauen befördert. Wer direkt betroffen ist, erkennt vielleicht die Chance, die darin steckt, dass er sich nicht auf Teufel komm raus in die Tretmühle und den Kampf um Position und Status begeben muss …