INSPIRATION: Strategie-Entwicklung findet gewöhnlich im kleinen Kreis von Auserwählten statt, ganz oben natürlich. Und wenn man nicht voran kommt, engagiert man Strategieberatungen. Weltweit werden hierfür angeblich 30 Milliarden Dollar ausgegeben. Wobei der Erfolg eher bescheiden ist. Verschiedene Studien kommen zu einer Misserfolgsquote zwischen 50 und 90%. Das hängt vermutlich davon ab, was man als Strategie und was man als Erfolg definiert.
Ein Problem dabei: Best Practices und Benchmarking führen dazu, dass in einer Branche alle nur voneinander abgucken und man so gemeinsam Trends verpasst. Und vermutlich sitzen dabei auch Menschen zusammen, die über ähnliche Hintergründe und Erfahrungen verfügen und daher selten wirklich Neues zustande bringen.
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Strategie geht jeden an
Besser könnte es laufen, wenn man möglichst viele Menschen an dem Prozess beteiligt. Zum einen kommen damit neue und andere Perspektiven ins Spiel, zum anderen steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Beteiligten für die Umsetzung stark machen und sich nicht naserümpfend über das, was man sich da oben mal wieder ausgedacht hat, zurücklehnen und abwarten.
Wie aber funktioniert das mit „Open Strategy“ praktisch? In Zeiten der Digitalisierung benötigt man dafür gar nicht mehr unbedingt Großgruppenformate. Die Autoren im Handelsblatt haben eine Reihe von Methoden im Angebot (Alle machen mit!), die z.T. auch aus dem Repertoire im Zusammenhang mit Open Innovation kennt – also gar keine wirklich neuen Dinge:
Wettbewerbe: Man stellt eine entsprechende Frage (zum Beispiel bittet man um Vorschläge zu künftigen Investitionen, legt einen Preis fest und kürt am Ende einen Sieger. Macht man das über eine Plattform, lassen sich hier beliebig viele Teilnehmer einbinden.
Trendradar: Dieser wird eingesetzt, wenn man nach neuen Ansätzen sucht, die eher sensibles Insiderwissen erfordern. Man sucht also gezielt Menschen mit solchem Wissen. Querdenker und jene, deren Unterstützung man später bei der Umsetzung benötigt, sowohl im eigenen Unternehmen und auch außerhalb. Aus deren Beiträgen entwickelt man Hypothesen, die per Online-Tool bewertet und schließlich in einem Workshop zu Trends zusammengefasst werden.
Nightmare Competitor Challenge: Hier geht es um den „Albtraum-Wettbewerber“ – man sucht 40 bis 60 Teilnehmer von innerhalb und außerhalb des Unternehmens zusammen, teilt sie Teams zu vier oder fünf Mitglieder auf und lässt sie einen fiktiven Wettbewerber entwickeln, der das eigene Unternehmen aus dem Geschäft kegeln kann.
Business Logic Contest: Noch ein Wettbewerb, nur ist diesmal die Gruppe kleiner und besteht nur aus internen Mitgliedern. 15 bis 20 Teilnehmer entwickeln in drei Teams innerhalb von drei Tagen mehrere konkurrierende Geschäftsmodelle und verfeinert sie in mehreren Bewertungsrunden.
Soziales Netzwerk für Mitarbeitende: Das spricht für sich: Alle können mitmachen, alle können alles kommentieren – was es hierfür braucht, sind vor allem engagierte Moderatoren.
Strategy Jams: Ein zwei- bis dreitägiges Online-Event, bei dem sich die Teilnehmer an moderierten Strategiediskussionen beteiligen.
Na klar, das alles funktioniert nur, wenn das Top-Gremium hinter der Vorgehensweise steht. Eine weitere Empfehlung: Man muss nicht gleich mit dem gesamten Unternehmen beginnen, denkbar ist auch, erst mal in einem Geschäftsbereich zu starten. Ein letzter Tipp: Ein solches Vorgehen eignet sich nicht nur in „Schönwetter-Phasen“, sondern auch – oder vielleicht gerade – dann, wenn Unternehmen in eine existenzielle Krise geraten. Beispiele für all die genannten Methoden finden sich im Original-Artikel.