19. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Profession statt Konfession

REZENSION: Klaus Stulle (Hrsg.) – Digitalisierung der Management-Diagnostik: Aktuelle Instrumente, Trends, Herausforderungen. SpringerGabler 2020.

Was bringt die Zukunft der Personaldiagnostik? Sind hier die wesentlichen Erkenntnisse nicht längst in der Welt? Sogar der Standard DIN 33430 feiert nun in Kürze schon das 20. Jubiläum. Die Antwort lautet: Mit der Digitalisierung wird alles anders, wenn auch vieles gleich bleibt. Gleich bleiben die Grundlagen, aber die alten Paper-Pencil-Methoden wurden mit der Zeit alle digitalisiert. Testverfahren werden heute digital dargeboten. Die aufwendigen Assessment-Center sind heute ebenfalls von A bis Z digitalisiert. Beobachter geben ihre Bewertungen gleich in ein Tablet ein, über das sie auch Zugriff auf weitere Informationen haben. Auch werden schon seit 15 Jahren Videotakes eingesetzt, um soziales Verhalten zu erheben. All das ist längst State of the Art.


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Doch die Digitalisierung ermöglich weit mehr. Internet-basierte Videointerviews drängen auf den Markt. Die Videoaufzeichnung kann man mehreren Assessoren separat vorlegen. Man kann diese aber auch maschinell verarbeiten – zum Beispiel durch Stimm-/Sprachanalyse. Und schon befindet man sich in einem Feld, das kontrovers diskutiert wird. Etliche lehnen digitale Techniken schlichtweg ab. Doch unter dem Motto „Profession statt Konfession“ ist es absolut notwendig, mehr Forschung durchzuführen, mehr zu lernen, mehr zu diskutieren, besser zu werden. Dazu gehört selbstverständlich auch, das Thema Akzeptanz nicht außen vor zu lassen.

Genau dies ist die Absicht dieses Bands: Die Szene der Diagnostikanbieter soll ihre neuen Ansätze darlegen und für die Diskussion erschließen. Herausgeber Klaus Stulle, selbst Diagnostik-Experte und Hochschullehrer, kommentiert, stellt Fragen, ordnet die einzelnen Beiträge umsichtig ein und eröffnet Querverweise. Dabei eröffnet sich ein breites Feld vom Interview über Gamification bis zum Culture-Fit – und es wird deutlich, die feindliche Übernahme der Diagnostik durch Maschinen ist ein Horrorgemälde und Kampfbegriff, dem die empirische Evidenz fehlt. Die Digitalisierung bringt allerdings einen Zugewinn an Standardisierung und Objektivität, wo im analogen Setting der Nasenfaktor seine Chance hatte. Was wir in der Praxis beobachten können, ist die Zunahme an Multimodalität: „Im Bereich der Management-Diagnostik [verdrängt] die Technik nicht den Menschen, sondern sie verschafft ihm erst den Raum für eine vertiefte, facettenreiche Eindrucksbildung“ (Stulle, S. 4).

Fazit: (Nicht nur) für Personalauswahl-Experten in Unternehmen ein Muss. Hilfreich ist dieses Buch auch für (insb.) Master-Studierende im Bereich Wirtschaftspsychologie und HRM. Denn man bekommt mit diesem Buch auch einen schönen aktuellen Marktüberblick.

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