14. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Rangkämpfe

KRITIK: Wo Menschen aufeinandertreffen, ringen sie um Macht. So kann man den Beitrag eines Betriebswirtschaftsprofessors zusammen fassen, der in der managerSeminare erschienen ist (Rangunterschiede gibt es auch in flachen Hierarchien). Und weil das so ist, entstehen ganz zwangsläufig Rangunterschiede, selbst wenn man versucht, diese durch die Abschaffung von Hierarchien zu vermeiden. Stichworte: Augenhöhe und flache Hierarchien. Man tut zwar so, als habe man so etwas wie Über- und Unterordnung abschafft, spricht nicht mehr von „Vorgesetzten“ oder „Abteilungsleitern“. Selbst dort, wo es diese noch gibt, liest man in Stellenbeschreibung von „berichtet an“. Gemeint ist aber das Gleiche.

Die Argumentation ist folgende: Egal, wie eine Organisation aufgestellt ist, es finden Statuskämpfe statt. Wobei die Kriterien, mit denen man sich misst, unterschiedlich sein können: Dienstalter, Kompetenz, Leistung, persönlicher Einsatz, Eigentum, familiäre Herkunft („Sohn des Chefs“). Nachvollziehbar. Aber was bedeutet denn überhaupt „Statuskampf“? Ganz einfach: Es geht darum, wer anführt und wer ausführt. Wer anderen also sagt, was sie zu tun haben, und wer tut, was andere ihm sagen.

Formale Hierarchien versuchen, diese Beziehung festzuschreiben. Da ist klar: Teamleiter führen an, Teammitglieder führen aus. Auch wenn das natürlich in der Praxis längst nicht so ist, denn da finden sich die gleichen Kriterien wie oben. Da sagt häufig auch der Dienstälteste, wie etwas zu laufen hat. Ihm ist es egal, „wer unter ihm Chef ist“. Was ist nun das Problem in „hierarchielosen“ oder „hierarchiearmen“ Strukturen?

Rangfolgen anerkennen?

Dass so getan wird, als gebe es diese Unterschiede nicht und sie deshalb im Untergrund ablaufen (was, wie soeben angeführt, auch in hierarchischen Strukturen passiert, da kämpfen dann informelle Führer auch noch gegen die formellen). Rat des Professors: Man sollte anerkennen, dass es diese Rangfolgen gibt und lernen, sie zu erkennen. Warum das wichtig ist? Weil es immer mal wieder zu „Überkreuzdominanzen“ kommt. Gemeint ist: Zwei Teammitglieder rangeln um die Leitung eines Projektes. Der eine, weil er sich für den Kompetenteren hält, der andere, weil er sich stets besonders engagiert.

Was passiert nun in hierarchischen Organisationen? Die Leitung verkündet, wer den Auftrag bekommt. Damit sind die Rangeleien natürlich nicht beseitigt. Und in hierarchiearmen Organisationen? Da muss man sich auf Kriterien einigen. Was auch funktioniert – verhindert aber auch nicht, dass weiterhin gerungen wird. Weil, und das ist der eigentliche Knackpunkt: Bei all dem geht es nämlich eigentlich um Anerkennung, Respekt, Wertschätzung. Schöner Satz: „Man muss sich tatsächlich gegenseitig voreinander verbeugen!“ Wer sich in seiner Kompetenz grundsätzlich anerkannt fühlt, oder wer spürt, dass sein Einsatz generell respektiert wird, der kann vermutlich ganz gut damit leben, dass einmal ein anderer das Projekt leitet.

Was zu der Kernfrage führt: In welchen Organisationen ist es eher möglich, diese Anerkennung, diesen Respekt zu erhalten: Dort, wo ein Chef die Aufgaben verteilt nach seinen Kriterien? Oder dort, wo sich das Team Gedanken macht, was in einer Situation für alle die beste Lösung ist? Und derjenige, der in dem einen Fall nicht zum Zuge kommt, erfährt, warum das so ist, aber auch, wofür er respektiert wird?

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