7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Renaissance der Krawatte

INSPIRATION: Die Wirtschaftswoche veröffentlicht eine Buchreihe über erfolgreiche Unternehmer, ihre Erfahrungen und ihre Strategie. In einem Interview zum ersten Band äußert sich Reinhold Würth zu seinem Lebenswerk und was er aus Fehlern gelernt hat („Der jungen Generation fehlt der Antrieb“). Wobei er der Meinung ist, davon nicht allzu viele in seinem Unternehmerleben gemacht zu haben. Er schätzt, dass er zu 85% richtige Entscheidungen getroffen hat. So was nennt man selbstbewusst.

Aber mal angenommen, er hat tatsächlich so viel richtig gemacht: Wie soll das möglich sein? Die richtige Mischung aus Mut und Erfahrung und einem guten Management-Team, meint er. Wobei ein gutes Team ja nur dann hilft, wenn der Unternehmer bereit ist zuzuhören. Kann er angeblich.

Verantwortung

Zurück zu den wenigen Fehlern. Dass er diese zugeben kann und sich dann auch um die Konsequenzen persönlich kümmert, zeigt er am Beispiel der Gründung einer Tochtergesellschaft, die zu hohen Verlusten führte und die er mit Millionen aus seinem Privatvermögen ausglich. Der verantwortliche Manager wurde nicht gefeuert, sondern blieb im Unternehmen. Was nur einem Teil der dort beschäftigten Mitarbeiter vergönnt war, aber auch hier sprach er die Kündigungen persönlich aus.

Interessant ist die Auffassung von Fehlerkultur. Gefragt, was er davon hält, schnelle Entscheidungen zu treffen und Fehler zu riskieren, die man dann genauso schnell wieder behebt und aus ihnen lernt, lautet die Antwort: „Gar nichts.“ Lieber sorgfältig planen und sich Zeit lassen. So halte man das bei Würth. Und wenn doch ein Fehler passiert, dann hat das keine Folgen. Interessant ist sein Argument gegen dieses „neumodische“ Vorgehen, das ja mit dem Argument der Schnelligkeit begründet wird. Er sieht gar nicht ein, warum man der Schnellste sein muss – er will immer der Beste sein.

Also ist diese Art der Fehlerkultur (schnell umsetzen, Fehler riskieren, schnell daraus lernen, schnell beheben …) nur eine Managementmode? Wie die Unsitte, ohne Krawatte herumzulaufen? Die nämlich wird bald wieder kommen, meint Herr Würth – wie das nun mal bei jeder Mode ist. Sie kommt, sie vergeht, sie kommt wieder.

Das wäre mal eine interessante Frage: Wird die Zeit der „Disruption“, dieses Zerstören alter Geschäftsmodelle in Windeseile, auch wieder vorübergehen? Werden auch in den Zeiten der Digitalisierung irgendwann erfahrungsbasierte und gut durchdachte Entscheidungen wieder angesagt sein? Warum soll man unbedingt Fehler riskieren, wenn man es doch besser weiß?

Ein letztes Thema: Warum gründen weniger junge Leute ein Unternehmen? Antwort: Sie sind gewohnt, versorgt zu werden, zu versorgt zu werden. Also streben sie lieber die Sicherheit als Angestellte an, das ist bequemer. Er schwärmt davon, wie erfüllend es ist, wenn man gründet, die ersten Kunden kommen und sich die Erfolge einstellen. „Das ist ein wahnsinniges Gefühl der Freiheit, der Freude, des Erfolgs.“ Aber es gibt eben auch die Kehrseite: Die Verantwortung, die man für andere übernimmt. „Ich spüre das, ohne dass mich das zu Boden drückt.“

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