INSPIRATION: Das ist ein interessantes Zitat: „Es fühlte sich an, als würde man von der Autobahn direkt in die Tempo-30-Zone fahren.“ Es stammt von einem Gründer, der sein Unternehmen an Google verkauft hatte. Gründer sein verträgt sich offenbar nur bedingt mit einem Leben in einem Konzern. Auch wenn dieser Google oder Microsoft heißt.
Die drei Geschichten werden in der Wirtschaftswoche erzählt (Die Preisfrage). Im letzten Jahr haben ca. 1.000 Start-ups den „Exit“ geschafft, 200 davon in Europa. Etliche Millionen Euro spült so ein Verkauf in die Kassen der Gründer, aber was kommt danach? Die drei Gründer in dem Beitrag stellten schon bald fest, dass ihnen etwas fehlte. Zwar hatten alle vor dem Deal bis zum Umfallen gearbeitet und empfanden den Verkauf als Befreiung, nur wurde es danach offenbar nicht besser. Ihr Unternehmen ging in einem Konzern auf, und das bedeutete Politik, Ellbogen, Richtlinien, möglichst wenig Risiko, eine perfekte Buchhaltung und deutlich weniger Freiräume – „total surreal“ …
Auch offenbar sehr enttäuschend: Das Produkt, auf das sie einst so stolz waren, entwickelte sich nicht weiter, es blieb einfach stehen. Und neue Ideen, die durchaus anerkannt wurden, erhielten kein Budget und konnten so nicht weiterverfolgt werden. Der eigene Einfluss schwand, und die Erkenntnis der Gründer lautet: Geld ist kein Selbstzweck.
Ernüchterung
Und was wurde schließlich aus ihnen? Zwei gründeten neu, der eine kaufte sogar sein Portal von Google zurück. Auf die Frage, ob sie noch einmal verkaufen würden, antwortet einer: „Nicht, wenn ich es verhindern kann.“
Dass es nicht unbedingt so laufen muss, zeigt der Dritte im Bunde. Auch er spürte, dass die Freiräume kleiner wurden und lernte daraus, dass es bei einem Exit nicht nur um die Höhe des Kaufpreises geht, sondern auch daraum, wie viel Einfluss man sich sichert. Sein Einfluss bei Cisco stieg, dennoch suchte er vor der vereinbarten Zeit neue Herausforderungen. Er beteiligte sich selbst an einem Start-up, das er jetzt führt, aber ließ sich einige Freiheiten zusichern.
Das wird es am Ende sein: Die Freiheit, die eigenen Ideen verwirklichen zu können. Schwierig in einer Konzernumgebung, so viel steht fest – wenn auch nicht unmöglich. Eine weitere Erkenntnis: So begehrenswert vielen eine Anstellung bei einem der großen Tech-Konzerne erscheint. Am Ende sind auch Google und Microsoft eben Konzerne. Und noch eine offene Frage: Warum kaufen Konzerne junge Unternehmen für viel Geld, wenn sie nachher doch nichts aus dem Produkt machen?