26. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Micro-Degrees

KRITIK: So allmählich kristallisiert sich wohl heraus, wohin der Weg der beruflichen Weiterbildung führt, auch wenn der Markt immer noch (und vermutlich auch noch lange) sehr unübersichtlich ist. Immer mehr Anbieter setzen auf Micro-Degrees. Sie bieten kurze Weiterbildungen mit entsprechenden „Abschlüssen“ an (Fortbildung im Mini-Format).

Ein Modell sieht so aus: Der Betreiber der Weiterbildungsplattform, z.B. Udacity, entwickelt in Zusammenarbeit mit Experten aus kooperierenden Unternehmen und Eliteuniversitäten Online-Kurse. Die Unternehmen gestalten also die Inhalte mit. Dann erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit, die Online-Kurse zu buchen. Wesentliches Merkmal der Angebote: Sie enthalten immer ein Projekt, das bearbeitet wird. Gerade bei technischen Themen, z.B. das Erlernen einer Programmiersprache, bietet sich das ja an.


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Die Teilnehmer bearbeiten die Inhalte und lösen die gestellten Aufgaben. Sie erhalten von den Online-Tutoren innerhalb von 24 Stunden eine Rückmeldung – ein ganz wichtiger Aspekt, um Lernende bei der Stange zu halten. Ebenso wie das Lernen anhand eines Projektes, dessen Bearbeitung zu Fortschritten führt und damit die Motivation hoch hält.

Learning Community

Aber das allein ist nicht genug. Empfohlen wird den Unternehmen, eine „Learning Community“ zu aufzubauen. So wie sich Teilnehmer in einem Kurs regelmäßig sehen, können sich auch die Teilnehmer an einem Online-Kurs regelmäßig vor Ort, z.B. in Co-Working-Räumen, treffen. Unterstützt durch ehemalige Teilnehmer, die als Tutoren fungieren, werden die Inhalte auf firmenspezifische Belange angewendet.

So ein Kurs bis zum Mini-Abschluss dauert drei bis sechs Monate. Das Unternehmen tut gut daran, die Mitarbeiter mit entsprechenden Rahmenbedingungen zu unterstützen. Es kann die Kosten übernehmen, Zeit zum Lernen zur Verfügung stellen sowie den oben beschriebenen Raum für regelmäßige Treffen. Audi geht zum Beispiel genau so vor, angeblich sind die Abbruchquoten praktisch gleich Null. Und Mitarbeiter, die von ihrem Arbeitgeber bei diesen Lernformen unterstützt werden, tragen sich auch deutlich seltener mit Abwanderungsgedanken (Fortbildung im Mini-Format).

Am Ende winkt ein Zertifikat, das vermutlich an Bedeutung gewinnen wird, hoffentlich deutlich mehr als die Teilnahmebescheinigung an einem Seminar.

Zurückhaltung

Es gibt im Moment nur wenige Unternehmen, die offen über ihre Versuche in dieser Richtung informieren. Die Vermutung lautet, dass sie erst einmal Erfahrungen in Pilotprojekten sammeln und sich noch nicht in die Karten schauen lassen wollen. Andere scheinen noch sehr zurückhaltend zu sein. Ein Grund könnte sein, dass man die Inhalte nur ungern von außen reinholt und sie lieber selbst entwickelt. Die Sorge lautet: Kontrollverlust. Aber hier dürfte der Trend ziemlich klar sein: Wenn sich die Fachleute zusammenschließen und hochaktuelle Inhalte erstellen – warum sollte sich dann noch jemand doppelte Arbeit machen? Andererseits: Man begibt sich in eine gewisse Abhängigkeit von den Plattformen, wer wechselt diese noch, wenn man viel Zeit, Aufwand, Wissen und Geld investiert hat, um das Angebot auf das eigene Unternehmen anzupassen?

Noch ein wichtiger Aspekt: Kontrollverlust bezieht sich auch auf die Teilnehmer: Wer wann wie lange lernt, das hatte man mit den klassischen Seminarbesuchen im Griff. Jetzt haben die Plattformbetreiber diese Informationen, womit die Frage des Datenschutzes geklärt werden muss. Aber am Ende wird die Resonanz und der Erfolg der Teilnehmer den Ausschlag geben, und wie es aussieht, wird E-Learning (heißt das überhaupt noch so?) erwachsen.

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